Fülszöveg
Aus dem Tagebuch Josef Schöners vom 11. September 1944:
„Die Gerüchte sind wahr - das Bundeskanzleramt getroffen.
Rechts vom Portal die Ecke durch einen Volltreffer bis zum Par-
terre zerstört, dazu ein gutes Stück der Front zum Ballhausplatz
zu, Boden mit Schutt und Glassplittern bedeckt."
Aus dem Tagebuch Josef Schöners vom 15. August 1945:
„Nachmittags verbreitet sich die Nachricht von der endgültigen
Annahme der Kapitulation durch Japan. So geht heute der zweite,
unselige Weltkrieg zu Ende. Wir sind hier in unsere eigenen Sor-
gen so sehr verstrickt, so sehr mit dem Kampf um die Erhaltung
des nackten Lebens beschäftigt, daß wir auch diese Meldung, die
in der übrigen Welt wohl einen Taumel von Begeisterung, Feste
und Feiern auslösen wird, nur mit stumpfer Resignation aufneh-
men. Ich hätte mir früher diesen Tag, ebenso wie den unserer
Befreiung, anders vorgestellt. Aber man darf vom Volke nicht zu
viel verlangen, solange der Magen leer ist - den Geist des kühlen...
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Fülszöveg
Aus dem Tagebuch Josef Schöners vom 11. September 1944:
„Die Gerüchte sind wahr - das Bundeskanzleramt getroffen.
Rechts vom Portal die Ecke durch einen Volltreffer bis zum Par-
terre zerstört, dazu ein gutes Stück der Front zum Ballhausplatz
zu, Boden mit Schutt und Glassplittern bedeckt."
Aus dem Tagebuch Josef Schöners vom 15. August 1945:
„Nachmittags verbreitet sich die Nachricht von der endgültigen
Annahme der Kapitulation durch Japan. So geht heute der zweite,
unselige Weltkrieg zu Ende. Wir sind hier in unsere eigenen Sor-
gen so sehr verstrickt, so sehr mit dem Kampf um die Erhaltung
des nackten Lebens beschäftigt, daß wir auch diese Meldung, die
in der übrigen Welt wohl einen Taumel von Begeisterung, Feste
und Feiern auslösen wird, nur mit stumpfer Resignation aufneh-
men. Ich hätte mir früher diesen Tag, ebenso wie den unserer
Befreiung, anders vorgestellt. Aber man darf vom Volke nicht zu
viel verlangen, solange der Magen leer ist - den Geist des kühlen
Urteils, die innere Freude und Hoffnung auf eine doch am Ende
folgende Besserung und Wiedererrichtung unseres Lebens, das
müssen die Wenigen in sich bewahren und hochhalten, um es spä-
ter weiterzugeben, sobald die Menge auch dafür wieder empfäng-
lich und aufnahmefähig sein wird. Ich fühle in mir eine stille
Freude und Hochstimmung an diesem Tage, die mir auch das fru-
gale Essen und die Sorgen um die nächste Zukunft nicht rauben
können. Ich lasse mich nicht vom Alltag kleinkriegen Aber wir
müssen durch das alles hindurch und gerade jetzt, in dem kom-
menden kritischen Jahr, müssen die denkenden Menschen die
Fahne hochhalten, mehr als in den vergangenen Zeiten der Unter-
drückung, sonst haben wir die Freiheit nicht verdient!"
Vissza