Fülszöveg
Eine Auslese ungarischer Liebesgedichte aus fünf fahrhunderten in neuen Nachdichtungen. Keine Lyrik ist so echt wie die Liebeslyrik. Sie ist die Gattung, in der sich alle Dichter trafen und treffen. Zwei Kategorien könnte man
o
unterscheiden: die Lieder der er-tiilken und die Klagen der unerfüllten Liehe. Es hat den Anschein, als verfügte die Sehnsucht, der Zweilel, der Schmerz über differenziertere Töne als die Erfüllung. Die Grenzen der Gattung sind hier ziemlich weit gezogen. Wenn ein Dichter ohne persönliches Engagement die weibliche Schönheit besingt - ist das auch ein Gesang der Liehe. Doch das eigentliche Feld ist das Bekenntnis des liebenden Dichters, und dieses reicht vom zartesten Geständnis bis zur kosmisch orchestrierten Beschwörung, von der ritterlichen Frauenverehrung bis zur Hypertrophie der Erotik. Man könnte denken, daß die trüberen Dichter züchtiger, ihre Gefühle sublimierter waren. Das stimmt zwar, doch nur bis zu einem gewissen Grad. Die gepfeß'ertste...
Tovább
Fülszöveg
Eine Auslese ungarischer Liebesgedichte aus fünf fahrhunderten in neuen Nachdichtungen. Keine Lyrik ist so echt wie die Liebeslyrik. Sie ist die Gattung, in der sich alle Dichter trafen und treffen. Zwei Kategorien könnte man
o
unterscheiden: die Lieder der er-tiilken und die Klagen der unerfüllten Liehe. Es hat den Anschein, als verfügte die Sehnsucht, der Zweilel, der Schmerz über differenziertere Töne als die Erfüllung. Die Grenzen der Gattung sind hier ziemlich weit gezogen. Wenn ein Dichter ohne persönliches Engagement die weibliche Schönheit besingt - ist das auch ein Gesang der Liehe. Doch das eigentliche Feld ist das Bekenntnis des liebenden Dichters, und dieses reicht vom zartesten Geständnis bis zur kosmisch orchestrierten Beschwörung, von der ritterlichen Frauenverehrung bis zur Hypertrophie der Erotik. Man könnte denken, daß die trüberen Dichter züchtiger, ihre Gefühle sublimierter waren. Das stimmt zwar, doch nur bis zu einem gewissen Grad. Die gepfeß'ertste Sprache spricht hier ein unbekannter Scholarendichter aus dem 18. Jahrhundert, und die Stimme der innigsten ehelichen Liebe klingt aus den Gedichten Radnótis, die er, der dem Tod Geweihte, aus dem Arbeitslager an seine Frau schrieb. Daneben gibt
es Töne der zerfleischenden Liehe, des ungesättigten Liehesdurstes, des Aufgehens in der Wollust und dergleichen mehr. Die vollendetsten positiven Liebesgedichte schrieb Petöß: ,,Wie könnte ich dich nennen?" und ,,Unermeßlich". Den Gegenpol bildet die vielleicht erschütterndste Anklage, die je ein frustrierter Mann in Reime der Verzweißung gefaßt hat, das Gedicht ,,Unerträglich" von Attila Jözsef
So finden sich Liebesleid und Liebeslust zusammen im Renaissance-, im Rokoko-und im romantischen Stil, das meiste aber doch im Ton und in der Schau der Moderne. Wer mag entscheiden, welche Zeit, welcher Stil das unvergängliche Thema, die Liebe, besser, restloser erfaßt hat? Ob der Dichter der ausgewogenen Form oder jener, der durch Andeuten und Verschweigen die treien Assoziationen in Gang setzt? Oder aber jener, der das Unaussprechliche in einem Uberschwang der Worte einfangen möchte? Der Beispiele sind viele, für jedes Gemüt und jeden Geschmack das seinige.
Vissza