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HENRY MILLER -
Wendekreis des Steinbocks
Roman
Millers Roman „Wendekreis des Steinbocks" entstand fünf Jahre nadi „Tro-pic of Cancer". Man übertreibt nicht, wenn man ihn noch unbedingter, nodi angriffiger — aber auch noch philosophischer nennt. Behandelt jener, weithin autobiographisch, die Erlebnisse eines expatriierten Amerikaners in Paris, so geht der Autor im „Steinbock" auf seine New Yorker Zeit als Angestellter einer Telegraphengesellschaft (1920—1924) zurück. Miller, der als Spitzel beginnt, ehe er den Posten' eines Personalreferenten übernimmt, gliedert sein Werk in drei Abschnitte: „Auf der Ovarienbahn", „Ein Zwischenspiel" und „Coda". Teil I ist eine soziologische Studie, in der die Beziehung der Geschlechter leitmotivisch aufklingt. Im zweiten Teil brodelt die Leidenschaft des Autors im Umgang mit der Frau aller Entwicklungsstufen, Rassen und Jahrgänge. Miller tummelt sich in den Strömungen der Lust, der Triebhaftigkeit, der Orgasmen wie Pan in den arkadischen...
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HENRY MILLER -
Wendekreis des Steinbocks
Roman
Millers Roman „Wendekreis des Steinbocks" entstand fünf Jahre nadi „Tro-pic of Cancer". Man übertreibt nicht, wenn man ihn noch unbedingter, nodi angriffiger — aber auch noch philosophischer nennt. Behandelt jener, weithin autobiographisch, die Erlebnisse eines expatriierten Amerikaners in Paris, so geht der Autor im „Steinbock" auf seine New Yorker Zeit als Angestellter einer Telegraphengesellschaft (1920—1924) zurück. Miller, der als Spitzel beginnt, ehe er den Posten' eines Personalreferenten übernimmt, gliedert sein Werk in drei Abschnitte: „Auf der Ovarienbahn", „Ein Zwischenspiel" und „Coda". Teil I ist eine soziologische Studie, in der die Beziehung der Geschlechter leitmotivisch aufklingt. Im zweiten Teil brodelt die Leidenschaft des Autors im Umgang mit der Frau aller Entwicklungsstufen, Rassen und Jahrgänge. Miller tummelt sich in den Strömungen der Lust, der Triebhaftigkeit, der Orgasmen wie Pan in den arkadischen Gefilden. Dabei scheut er wiederum vor obszönen Situationen und Ausdrucksweisen nicht zurück. Aber auch dieser Roman erhebt einen hohen Anspruch. „Sein Kosmos besteht aus Himmel und Hölle, beides noch buchstäblich genommen." So schreibt ein zeitgenössischer Beurteiler, der fortfährt: „Sein Dualismus zwischen Gut und Böse kämpft sich unmittelbar in den Seiten des Steinbocks' aus — ein immer wieder faszinierendes Schauspiel von unheimlicher Spradigewalt, zugleich gefaßt als eine Art von Ab-gesang auf die abendländische Kultur und eine Kritik an der sterilen Zivili-
sation, die statt dessen aus Amerika über die Welt hereinbricht." Das Sdiluß-stück faßt das Erlebnis des Buches in einem großen Akkord zusammen. Henry Miller, der nach eigener Feststellung „stets am Rande des Abgrundes balanciert", ist auch heute noch mit seinen Wendekreis-Büchern ein leidenschaftlich umstrittener Mann. Er kann nur reifen Lesern empfohlen werden und sollte mit dem „Steinbock" keines-falls in die Hände Jugendlicher gelangen!
Im Modernen Buch-Club erschien: JEAN GENET
Tagebuch eines Diebes
Ein autobiographischer Roman. 296 Seiten. In Leinen gebunden. 13,20 DM.
Hier kommt ein großes darstellerisches Talent zu Worte. Die eigenwillige Mischung von Meditation und Direktheit im Enthüllen gefährlicher und verbrecherischer Tatbestände beunruhigt und gibt Einblicke in eine Existenzweise, die fremd und anstößig erscheinen muß. Mit diesem „Tagebuch eines Diebes" spricht sich ein radikales Außenseiterdasein aus, das am Rande der Gesellschaft seinen Versuchungen erliegt und aus Schuld und Vitalität das Verbrecherische bejaht, ja fast verherrlicht. Genet zwingt seinen Leser, das Problem der Schuld, das unsere Zeit so gern relativiert, ernst zu nehmen. In diesem Sinne hat der Roman des französischen Autors eine geradezu moralische Funktion.
Das Buch gehört nicht in die Hand jugendlicher Leser. — Es kann nur gegen Revers abgegeben werden.
Vissza