Fülszöveg
»Neues vom Alten«, wie es Walter Henkels - einer der besten Kenner des Menschen Adenauer - gesammelt hat, wird die Leser wieder zum Schmunzeln bringen. Es ist nur Neues in diesem Buch. Konrád Adenauer hatte eine sanfte Menschenstimme, und sie war »kölsch«, »kölscher« und warmherzi-ger ging es nicht. Er konnte kein »sch« aussprechen. Bei »Menschen« sagte er »Menchen«. Er sagte »Disjon«, wenn es »Division«, und »Zoffjets«, wenn es »Sowjets« heifíen mufíte. Er nannte einen »ministra-blen« Mann, der lángst tot ist, in einer verdeckten Stunde in Cadenab-bia einen »SchleimscheilSer, wie wir in Köln gern sagen«, obwohl er die Fá-kalsprache mied wie die Pest, und es Mánnerwitze in seiner Gegenwart nicht gab. Zwei seiner ersten Sekreta-rinnen wurden »Hohe Frauen« ge-nannt.
Die Sippe Adenauer stamme aus dem Kreisstádtchen Adenau in der Eifel. Der erste nachweisbare Vorfahr sei ein Findelkind gewesen, das Zigeuner aus dem Orient ausgesetzt hátten. (»Deshalb auch das mongolische Aus-sehen...
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Fülszöveg
»Neues vom Alten«, wie es Walter Henkels - einer der besten Kenner des Menschen Adenauer - gesammelt hat, wird die Leser wieder zum Schmunzeln bringen. Es ist nur Neues in diesem Buch. Konrád Adenauer hatte eine sanfte Menschenstimme, und sie war »kölsch«, »kölscher« und warmherzi-ger ging es nicht. Er konnte kein »sch« aussprechen. Bei »Menschen« sagte er »Menchen«. Er sagte »Disjon«, wenn es »Division«, und »Zoffjets«, wenn es »Sowjets« heifíen mufíte. Er nannte einen »ministra-blen« Mann, der lángst tot ist, in einer verdeckten Stunde in Cadenab-bia einen »SchleimscheilSer, wie wir in Köln gern sagen«, obwohl er die Fá-kalsprache mied wie die Pest, und es Mánnerwitze in seiner Gegenwart nicht gab. Zwei seiner ersten Sekreta-rinnen wurden »Hohe Frauen« ge-nannt.
Die Sippe Adenauer stamme aus dem Kreisstádtchen Adenau in der Eifel. Der erste nachweisbare Vorfahr sei ein Findelkind gewesen, das Zigeuner aus dem Orient ausgesetzt hátten. (»Deshalb auch das mongolische Aus-sehen des spáten Konrád Adenauer.«) Durch die Erfindungskraft eines Köl-ner Karnevalisten kam es ans Licht. Sie nannten ihn den »Adenáuer«. Wie er im Dritten Reich Naziwitze kolportierte, gegen alle Pfarrer in Rhöndorf etwas hatte, weil sie ihm zu dick waren, warum er Schuhe mit Kreppsohlen trug, warum er gegen Báckermeister Profittlich, der ihm das Berlichingen-Wort übermittelte, juri-stisch nichts unternahm, dafí Tochter Lőtte beim Bankier von Schröder sang: »Mausi, süfí warst du heute Nacht«, wie er Mehl, Schinken und Rüböl hamsterte, daí5 er Richárd
Wagner und seinen Schwulst für Hitlers Wegbereiter hielt, wie er sich durch Hermann Josef Abs aus den Schlagzeilen mogeln wollte, die Frackwesten mit Sicherheitsnadeln feststeckte, das Grab neben Beethovens Mutter ausschlug, wie er 28 Mann eines ZdF-Fernsehteams in seinem Arbeitszimmer einzeln mit Handschlag begrüíke, dafi er Fritz Erler als AuíSenminister für untaug-lich hielt, weil der in Pforzheim mit einem Nachbarn zum Gericht ging, als im Pariser Louvre der Fahrstuhl hangén blieb, wie sich Conrad Ahlers und Frau eine Nacht um die Ohren schlagen mufíten, weil der Alte am náchsten Tage eine »gebildete« Rede zu haltén hatte, dafi er Frau Goppel über die Erbsünde aufklárte, wie er einen altén Spruch der Benediktiner-mönche mit Nutzanwendung versah, wie er in der CDU/CSU-Fraktion vor der Einigung Frankreichs mit Rufiland warnte, in die Geschichte zurückging und immer wieder an den französischen Flottenbesuch 1891 in Kronstadt bei Leningrád erinnerte und in die Fraktion donnerte: Kronstadt, Kronstadt, Kronstadt! - nie hat Konrád Adenauer, der am 5. Januar 1976 hundert Jahre alt geworden wáre, etwas anbrennen lassen. Schon die ersten drei Adenauer-Anekdoten-Bánde von Waltér Henkels » gar nicht so pingelig, m. D. u. H.« (1965), »Doktor Adenauers gesammelte Schwánke« (1966) und »Ganz das Gegenteil« (1967), die »Der Spiegel« »die bestarrangierte Adenauer-Anekdoten-Anthologie« nannte, waren Best- und Longseller auf dem Büchermarkt.
Vissza