Fülszöveg
Mario Szenessy Verwandlungskünste Hier wird erzáhlt, indem Tradition bewufit im Zitát parodiert wird. Mario Szenessy, ein deutschschreibender Ungar, kennt den literarischen Fundus, aus dem er schöpft; er spielt mit ihm - er spielt ihn aus. Und dies in einer Sprache, die ebenso geschmeidig wie farbig ist, von einer verletzlichen Melancholie. Er erzáhlt von einer ungarischen Kleinstadt in den Jahren zwischen 1940 und 1956, die sich míihsam gegen die Umwelt wehrt und deren Gesellschaft eine Weile scheinbar ruhig weiterbesteht. Die politische Unruhe dringt in Wellen ein. Szenessy schildert eine Schule, junge Leute, die auf eigenartige Weise mitten im Umsturz ihren privátén Umkreis bewahren und dennoch an der Veránderung teilnehmen. Sie habén Hoffnungen, die getauscht werden, und sie táuschen sich, indem sie hoffen. Politik wird zurückgeführt auf die Reaktion des Einzelnen: eines Offiziers, der an seinen Lügen scheitert und sich an ihnen erhebt; eines jungen Lehrers, dessen Phantasie...
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Mario Szenessy Verwandlungskünste Hier wird erzáhlt, indem Tradition bewufit im Zitát parodiert wird. Mario Szenessy, ein deutschschreibender Ungar, kennt den literarischen Fundus, aus dem er schöpft; er spielt mit ihm - er spielt ihn aus. Und dies in einer Sprache, die ebenso geschmeidig wie farbig ist, von einer verletzlichen Melancholie. Er erzáhlt von einer ungarischen Kleinstadt in den Jahren zwischen 1940 und 1956, die sich míihsam gegen die Umwelt wehrt und deren Gesellschaft eine Weile scheinbar ruhig weiterbesteht. Die politische Unruhe dringt in Wellen ein. Szenessy schildert eine Schule, junge Leute, die auf eigenartige Weise mitten im Umsturz ihren privátén Umkreis bewahren und dennoch an der Veránderung teilnehmen. Sie habén Hoffnungen, die getauscht werden, und sie táuschen sich, indem sie hoffen. Politik wird zurückgeführt auf die Reaktion des Einzelnen: eines Offiziers, der an seinen Lügen scheitert und sich an ihnen erhebt; eines jungen Lehrers, dessen Phantasie Bruchstellen überspannt; an Liebeleien, die in der Perversion die Trauer preisgeben; an altén Professoren, deren Geschichte in die Ohnmacht des Bürgertums mündet. Szenessy setzt sich eigensinnig und überzeugend mit dem Kommunismus auseinander, macht ihn nicht zum mörderischen Popanz, sondern führt vor, wie er soziale Gefüge zerschlug, wie sich diese Überreste neu und oft gegen die kommunistischen Vorstellungen ordneten. Tráumer sind stárker als Ideologen. Das könnte das Resiimee seiner Erzáhlung sein.
Mario Szenessy kam 1930 in einer jugoslawischen Stadt zur Welt, die zur Zeit seiner Geburt Petrovgrad, vormals Grofibetschkerek, dann Nagybecskerek und Veliki Beckerek hiefi und heute den Namen Zrenjanin trágt. 1942 ging er nach Ungarn, nach Szeged, wo er den Einmarsch der Rőten Armee miterlebte. Er studierte Slawistik und Germanistik, lehrte an einem Gymnasium, spáter an einer medizinischen Universitat Russisch und kam 1963, gefördert von der Alexander - von - Humboldt - Stiftung, nach Deutschland, zuerst nach Tübingen, dann nach Berlin. Er, der deutsch schreibt, veröffentlichte literatur-wissenschaftliche Aufsátze, u. a. über Thomas Mann. S. Fischer Verlag
Vissza