Fülszöveg
UNVERGÄNGLICHES ÖSTERREICH
Ein Gang durch die Geschichte von der Urr^ßit bis :(ur Gegenwarf
In der Burg von Wiener Neustadt, der „allzeit getreuen", und auf vielen anderen Bauten aus der Zeit Kaiser Friedrichs III. finden sich die fünf Vokale unseres Alphabets: AEIOU. Friedrich selbst hat keine Erklärung der von ihm so gern verwendeten Vokalfolge gegeben. Vielleicht war sie nur Ausdruck der damals stark verbreiteten Mystik, eine magische Formel. Bald nach seinem Tode, als sich das Habsburgerreich bis in die Neue Welt erstreckte, hat man sie als Abkürzung für „Austria est imperare orbi universe" gedeutet, frei übersetzt „Alles Erdreich ist Österreich Untertan". Unter den hunderten Erklärungsversuchen lautet ein anderer „Austria erit in erbe ultima", was die Unbegrenztheit Österreichs in der Zeit ausdrückt, seine Unver-gänglichkeit.
Fürwahr ein kühnes Wort: Unvergängliches Österreich! Aber hatte es sich nicht schon vor Kaiser Friedrich III. bewahrheitet? Seit der Eiszeit...
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UNVERGÄNGLICHES ÖSTERREICH
Ein Gang durch die Geschichte von der Urr^ßit bis :(ur Gegenwarf
In der Burg von Wiener Neustadt, der „allzeit getreuen", und auf vielen anderen Bauten aus der Zeit Kaiser Friedrichs III. finden sich die fünf Vokale unseres Alphabets: AEIOU. Friedrich selbst hat keine Erklärung der von ihm so gern verwendeten Vokalfolge gegeben. Vielleicht war sie nur Ausdruck der damals stark verbreiteten Mystik, eine magische Formel. Bald nach seinem Tode, als sich das Habsburgerreich bis in die Neue Welt erstreckte, hat man sie als Abkürzung für „Austria est imperare orbi universe" gedeutet, frei übersetzt „Alles Erdreich ist Österreich Untertan". Unter den hunderten Erklärungsversuchen lautet ein anderer „Austria erit in erbe ultima", was die Unbegrenztheit Österreichs in der Zeit ausdrückt, seine Unver-gänglichkeit.
Fürwahr ein kühnes Wort: Unvergängliches Österreich! Aber hatte es sich nicht schon vor Kaiser Friedrich III. bewahrheitet? Seit der Eiszeit besiedelt, war dieses Land nie verödet. Ungezählte Völkerscharen hatten es nach der Römerherrschaft überflutet, und doch war das keltische Erbe im Volkstum nicht untergegangen. Die Magyaren hatten die karolingiscne Mark zerstört; Otto der Große hatte sie wiedererrichtet. Fast drei Jahrhunderte hatten sie die Babenberger regiert, waren zu mächtigen Herzogen, ja fast zum Königtum aufgestiegen. Schon unter ihnen und dann unter den Habsburgern hatte sich, wie die Kristalle einer Druse, Land an Land gefügt zu einem festen Block, und Erbteilungen hatten nicht vermocht, ihn auf die Dauer zu zersplittern.
Die ?eit Friedrichs III. war eine unruhevolle für Österreich. Böhmen und Ungarn, mit denen es bereits durch Personalunion verbunden gewesen, waren den Habsburgern wieder verlorengegangen und hatten ihre nationalen Könige ^wählt. Der ungarische König brach in Österreich ein und saß so^r fünf Jahre in des Kaisers Burg zu Wien. Erzherzog Albrecht VI. erhob gegen seinen kaiserlichen Bruder die Waffen. Der österreichische und der steirische Adel wandten sich gegen ihren Landesherrn. Die Bürger Wiens belagerten ihn in seiner Residenz. Der Türke pochte kräftig an die Tore des Reiches. Entlassene Söldner zogen plündernd umher. Überdies war es eine Zeit der Mißernten, des Geldverfalls, sozialer und technischer Umwälzungen, welche die alte Weltordnung erschütterten.
Ei stand durch Jahrzehnte schlecht um Friedrich. Dennoch verlor er nicht Mut und
Hoffnung. Er glaubte unerschütterlich an die Berufung seines Hauses, überwand alle Schicksalsschläge, war geduldig im Warten und zäh im Verhandeln. Während im Osten seine Länder in fremde Hände fielen, gelang es ihm, für seinen Sohn Maximilian die Hand der Erbin des reichen Burgund zu gewinnen und damit den ersten Stein zu einem Reich zu legen, in dem die Sonne nicht unterging.
Friedrichs Glaube an Österreich hat sich auch in der Folge bewährt: Während das übrige Deutschland, durch dreißigjährigen Krieg verwüstet, auf der Landkarte einem hundertmal geflickten Teppich glich, spreiteten sich die habsburgischen Lande, innig zusammengewachsen, von der Adria bis an die Oder wie ein schützender Mantel im Osten des Reiches. Der Türke mochte es berennen; zweimal mußte er vor Wien unverrichteterdinge abziehen. Als Maria Theresia ihr Erbe antrat, stürzte eine Meute von Feinden über sie. Sie verlor Schlesien, aber gewann die Herzen ihrer Völker. Je mehr der Verband des Reiches sich lockerte, um so mehr fühlte sich Österreich als selbständiges Staatswesen, bis Franz II. 1804 dies auch offiziell zum Ausdruck brachte. Napoleon konnte es demütigen und ihm hunderttausend Quadratkilometer seines Gebietes entreißen; auslöschen konnte er es nicht. Auf dem Wiener Kongreß erstand es in altem Glänze.
Als im Jahre 1918 die Monarchie zerfiel, da war das alte Kernland wieder da, wohl verarmt und in Nord und Süd um Volksboden betrogen, aber es war noch da, Österreich. Seinem ungeratensten Sohn, Adolf Hitler, blieb es vorbehalten, den tausendjährigen Namen auszulöschen. Jedoch sein Werk bestand kein Jahrzehnt. Und als 1945 zum zweiten Male die Republik Österreich ausgerufen wurde, da standen ihre Söhne enger als je um die rotweißrote Fahne geschart.
Das vorliegende Buch, von Dr. Karl Ziak gestaltet, folgt der wechselvollen Geschichte unseres Heimatbodens von der Eiszeit, aus der die berühmte „Venus von Willendorf" auf uns gekommen ist, bis zum Abschluß des Staatsvertrages im Mai 1955 und zum Mozartjahr 1956. Neben den politischen Ereignissen und den wirtschaftlichen Zuständen ist der Kultur jeder Epoche breiter Raum gegeben. Kunst, Literatur, Theater, Musik, aber auch Justiz und Technik werden gewürdigt. Lebensbilder aus den verschiedenen Zeitabschnitten bringen uns die Vergangenheit nahe. Die Beiträge stammen von namhaften Gelehrten, doch wurde auf eine populäre Darstellung Wert gelegt. Eine ungemein reichhaltige Illustration, von der acht Farbtafeln besonders hervorzuheben sind, unterstützen die Anschaulichkeit. Synoptische Tabellen geben den Zusammenhang mit der Weltgeschichte. Mehrere Karten verdeutlichen den Text.
Vissza