Előszó
Ein Eiferer
„Ich bin Sejjid Omar!"
Wie stolz das klang, und wie beweiskraftig die Gebárde war, mit welcher er diese Worte zu begleiten pflegte! „Ich bin Sejjid Omar", das sollte sagen: „Ich, Herr Omar, bin ein studierter, schriftkundiger Abkömmling des Prophe-ten, welcher der Liebling Allahs ist. Mein Name wurde mit allén meinen persönlichen Vorzügen in die heilige Stammrolle zu Mekka eingetragen; darum habe ich das Recht, ein grünes Oberkleid und einen grünen Turbán zu tragen. Wenn ich sterbe, wird die Kuppel meines Grabmals grün angestrichen und mir die Tür des obersten der Himmel gleich geöffnet sein. Respekt alsó vor mir!"
Was aber war dieser Sejjid Omar? Ein Eselsjunge! Er hatte seinen „Stand" an der Esbekije in Kairó, dem Hotel Kontinental, in welchem ich wohnte, gegenüber. Ein schön und kraftig gebauter junger Mann von wenig über zwanzig Jahren, war er mir durch seinen steten Ernst uhd die angeborene Würde seiner Bewegungen aufgefallen. Ich beobachtete ihn gern von meinem Balkon aus, und wenn ich untén auf dem prachtigen Vorplatz des Hotels meinen Kaffee trank, konnte ich ihn sprechen hören. Sein Gesicht zeigte zwar auch den Zug von Verschlagenheit, der allén Eselstreibern eigen ist, aber er war nicht aufdringlich und oblag seinem Gescháft in einer Weise, als werde jedem, der sich seines Esels bediente, eine ganz besondere Gunst erwiesen. Er gab sich sowenig wie möglich mit Berufsgenosseh ab, und wenn sie ihn für diese Zurückhaltung mit spöttischen Redensarten zu árgern versuchten, békámén sie nichts als ein veráchtliches „Ich bin Sejjid Omar" zu hören. Wollte ein Fremder mit ihm feilschen oder wurde ihm irgend etwas gesagt oder zugemu-tet, was er für gegen seine Éhre hielt, so wendete er sich mit einem gering-schatzenden „Ich bin Sejjid Omar" ab und war dann für den Betreffenden nicht mehr zu sprechen.
Die Folge war, daB ich ihm ein ganz besonderes Interesse schenkte, obgleich sich mir keine Gelegenheit bot, ihm dies in Beziehung auf sein Gescháft zu beweisen. Aber Blicke ziehen einander bekanntlich an. Ich bemerkte, daB auch er sehr oft zu mir herübersah. Er schien ünruhig zu werden, wenn ich nach dem Mittag- und dem Abendessen mich nicht sofort auf der Terrasse sehen lieB, und sooft ich beim Ausgehen an ihm vorüberkam, trat er obgleich ich ihn gar nicht zu beachten schien, einen Schritt zurück und legte, still grüBend, die Hánde auf die Brust.
In dem erwáhnten Hotel gibt es zu seiten des Speisesaales zwischen den Saulén kleinere Tische für die Gáste, welche es nicht lieben, an der Tafel enggepfercht zu sitzen. Ich hatte mir einen dieser Tische für mich alléin reservieren lassen. Der links davon war nicht besetzt; an dem zu meiner rechten Hand gab es seit gestern zwei Fremde, welche nicht nur die allge-meine Aufmerksamkeit, sondern auch die meinige auf sich zogen, obgleich ich mir das nicht so wie die andern merken lieB. Sie waren Chinesen, und zwar Vater und Sohn. Ich erriet das zunáchst aus ihrer Áhnlichkeit und hörte es dann aus ihrem Gesprách, denn ihr Tisch stand dem meinen so nahe, daB ich jedes ihrer Worte verstehen konnte. Sie waren nicht in heimische Tracht gekleidet, sondern trugen weiBe Reiseanzüge nach französischem Schnitt. Ihre Zöpfe wurden von den Tropenhelmen verborgen, die sie nur wahrend der
Vissza