Fülszöveg
»Wenn aber die Toleranz nur aus dem Zweifel geboren wird, dann lehre man den Zweifel an Vorbildern und Utopien, man lehre, die Propheten des Heils und die Verkünder von Katastrophen in ihre Schranken zu weisen. Rufen wir mit unseren Wünschen die Zweifler herbei, wenn sie es vermögen, den Fanatismus zu töten.« Raymond Aron, Ópium für Intellektuelle
Die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts schliefcen sich offensichtlich gegenseitig aus. Sie hatten aber zur Folge, daR nach 1945 bis heute viele engagierte Intellektuelle glaubten, sich mit dem Kommunismus gegen den Faschis-mus und Nationalsozialismus verbünden zu müssen. Sie sahen dabei nicht, daG sie damit einer brutalen Diktatur in die Hánde spielten.
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Ulrike Ackermanns Buch erzáhlt eine Episode unserer jüngsten Geschichte, die dem kollektiven Gedáchtnis zu ent-gleiten droht. lm 20. Jahrhundert be-kampften sich Faschismus und National-sozialismus mit dem Kommunismus auf Leben und Tod. In den Köpfen deutscher und...
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Fülszöveg
»Wenn aber die Toleranz nur aus dem Zweifel geboren wird, dann lehre man den Zweifel an Vorbildern und Utopien, man lehre, die Propheten des Heils und die Verkünder von Katastrophen in ihre Schranken zu weisen. Rufen wir mit unseren Wünschen die Zweifler herbei, wenn sie es vermögen, den Fanatismus zu töten.« Raymond Aron, Ópium für Intellektuelle
Die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts schliefcen sich offensichtlich gegenseitig aus. Sie hatten aber zur Folge, daR nach 1945 bis heute viele engagierte Intellektuelle glaubten, sich mit dem Kommunismus gegen den Faschis-mus und Nationalsozialismus verbünden zu müssen. Sie sahen dabei nicht, daG sie damit einer brutalen Diktatur in die Hánde spielten.
HMHHHflHflBSI
Ulrike Ackermanns Buch erzáhlt eine Episode unserer jüngsten Geschichte, die dem kollektiven Gedáchtnis zu ent-gleiten droht. lm 20. Jahrhundert be-kampften sich Faschismus und National-sozialismus mit dem Kommunismus auf Leben und Tod. In den Köpfen deutscher und französischer Intellektueller setzte sich dieser Kampf der totalitáren Ideo-logien auch nach dem Untergang von Hitlers Reich fórt, mit traumatischen Konsequenzen bis heute.
Auf dem 1950 gegründeten Kongre(?für kulturelle Freiheit, dessen Entstehungs-und Wirkungsgeschichte Ulrike Acker-mann anhand zeitgenössischer Ouellen rekonstruiert, fanden sich europáische Intellektuelle zusammen, die sich in der Ablehnung beider Totalitarismen einig waren. Für das Gros der französischen Linksintellektuellen jener Zeit stand fest, man müsse die Sowjetunion und ihre »Errungenschaften« umjeden Preis verteidigen. Erst Ereignisse wie die von Budapest (1956) und Prag (1968) sowie der »Gulag-Schock« der siebziger Jahre öffneten ihnen die Augen. Französische Intellektuelle begannen einen inten-siven Austausch mit den Dissidenzbewe-gungen Osteuropas und unterstützten sie.
Anders die westdeutschen Linksintellektuellen: Ihr »Sündenfall« bestand darin, nach 1968 auf einen politisch blinden Antifaschismus zu setzen, der sie daran hinderte, sich mit der Realitát des kommunistischen Totalitarismus ange-messen auseinanderzusetzen. Deshalb konnte von tatiger Solidaritát mit den verfolgten osteuropaischen Dissidenten keine Rede sein.
Vissza