Fülszöveg
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. . . Vom Westen und Südwesten her, vom Norden und Nordosten herein und vom Süden und Südosten herauf greifen Kulturbereidie in unser Land hinein und halten sich hier an einem Ende, gewissermaßen wie mit Klammern, fest, ais wollten und könnten sie das Land in drei Teile auseinanderziehen. In Wirk-lidikeit freilich ist es kein Auseinanderziehen, ist diese Verschiedenartigkeit der Kulturzugehörigkeit, dieses Zusammentreffen in unserem Raum, im Substrat unserer Geschichte, ist diese Randposition, die sich später als Mark- und Grenzland in besonderer Weise noch konkretisieren sollte, ein Teil und ein Grund, wenn schon nicht der Einheit, so dodi der Eigenart des Landes Steiermark.
Besonders auffallend wird uns der Widerspruch zwischen den weniger koordinierten als oft auseinanderstrebenden Landschaftsteilen und der doch historisch entwickelten Einheit des Landes und Eigenart des Menschenschlages, wenn wir die Situation der Landeshauptstadt be-traditen. Ausgesetzt,...
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Fülszöveg
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. . . Vom Westen und Südwesten her, vom Norden und Nordosten herein und vom Süden und Südosten herauf greifen Kulturbereidie in unser Land hinein und halten sich hier an einem Ende, gewissermaßen wie mit Klammern, fest, ais wollten und könnten sie das Land in drei Teile auseinanderziehen. In Wirk-lidikeit freilich ist es kein Auseinanderziehen, ist diese Verschiedenartigkeit der Kulturzugehörigkeit, dieses Zusammentreffen in unserem Raum, im Substrat unserer Geschichte, ist diese Randposition, die sich später als Mark- und Grenzland in besonderer Weise noch konkretisieren sollte, ein Teil und ein Grund, wenn schon nicht der Einheit, so dodi der Eigenart des Landes Steiermark.
Besonders auffallend wird uns der Widerspruch zwischen den weniger koordinierten als oft auseinanderstrebenden Landschaftsteilen und der doch historisch entwickelten Einheit des Landes und Eigenart des Menschenschlages, wenn wir die Situation der Landeshauptstadt be-traditen. Ausgesetzt, gewissermaßen wie ein zusammenhangloser Brüdsenkopf, steht ihr Berg mit seiner kleinen Burg vor dem Riesenwall fast undurdidringlidien Gebirges. So spät auch der Stadt Graz der Rang als Landeshauptstadt zugefallen sein mag, vielleicht läßt sich gerade aus ihrer Lage der gesdiichtliche Sinn der Stadt und der Burg und des ganzen Landes ersdiließen.
Eines wohl dürfen wir sagen: Wo die Natur einer Bildung der Einheit gegenüber so wenig befähigt und entgegenkommend ist, wie es die Landkarte der Steiermark erkennen läßt, muß die Landwerdung, die Landgewinnung in besonderer Weise als eine geistige Leistung, als ein menschliches Werk angesprochen werden. Diese geistige Leistung geht zurück auf politiscfi-historische Entschlüsse, die in ihrer Grundriditung noch gar nicht die spätere Steiermark zum Ziele hatten und erst in der Aufeinanderfolge scheinbar widersprüdilicher Schidtsalsfügungen der endgültigen Form sidi näherten und daher, wie ein Kaleidoskop, sich immer wieder wandelnd und mit neuem Sinn erfüllend, doch Kristallisationskerne vorbereiteten. Das Land ist durch Jahrhunderte hindurch entstanden aus dem Zusammenwuchs von Gravitationspunkten und Richtungen, die sidi erst langsam abzeichneten und spät den Kern der Steiermark fixierten und das, was dazu gehören sollte, arrondierten.
Von allem Anfang aber: Das Integrum das Landes, das sein Schid^sal, den Charakter seiner Bewohner bis zum heutigen Tag bestimmte, war die Grenze, die Stellung als Mark, die dem Land schon in frühgeschiditlidien Zeiten zugemessen war und die sidi bis heute in seinem Namen erhalten hat.
Hanns Koren
Vissza