Fülszöveg
Dr. Norbert Bensáíd:
Sprechstunde
Arzt und Patient als Partner
Wir erieben in den Sprechstunden eines Pariser Arztes, da6 ein Patient nicht einfach mit Medikamenten ge-heilt werden kann. Von entscheiden-der Wirkung ist, was Arzt und Patient wáhrend der Konsultation erieben, denken und sprechen.
Bensáíd versucht sich selbst und dem Leser darüber, wie er mit dem Patienten umgeht oder wie er zu einer Diagnose gelangt, Rechen-schaft zu geben; er tut es beschei- (. den, selbstkritisch und áuBerst sen-sibel für die Nöte anderer. Er stellt sein Verhalten dem Patienten ge-genüber, seine Diagnose- und Be-handlungsart immer wieder in Fra-ge. Es wundert nicht, daí3 ein Arzt, der sich selbát gegenüber so kritisch ist, in den Patienten nicht «Fálle», sondern ernst zu nehmende Men-schen, vollwertige Partner sieht. Ge-rade darum ist Bensáíd der rein me-dikamentösen Behandlung gegenüber, die einen beángstigenden Auf-schwung genommen hat, mil3-trauisch. «Weil man nicht fáhig ist, zu verstehen...
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Dr. Norbert Bensáíd:
Sprechstunde
Arzt und Patient als Partner
Wir erieben in den Sprechstunden eines Pariser Arztes, da6 ein Patient nicht einfach mit Medikamenten ge-heilt werden kann. Von entscheiden-der Wirkung ist, was Arzt und Patient wáhrend der Konsultation erieben, denken und sprechen.
Bensáíd versucht sich selbst und dem Leser darüber, wie er mit dem Patienten umgeht oder wie er zu einer Diagnose gelangt, Rechen-schaft zu geben; er tut es beschei- (. den, selbstkritisch und áuBerst sen-sibel für die Nöte anderer. Er stellt sein Verhalten dem Patienten ge-genüber, seine Diagnose- und Be-handlungsart immer wieder in Fra-ge. Es wundert nicht, daí3 ein Arzt, der sich selbát gegenüber so kritisch ist, in den Patienten nicht «Fálle», sondern ernst zu nehmende Men-schen, vollwertige Partner sieht. Ge-rade darum ist Bensáíd der rein me-dikamentösen Behandlung gegenüber, die einen beángstigenden Auf-schwung genommen hat, mil3-trauisch. «Weil man nicht fáhig ist, zu verstehen oder Hilfe zu leisten, ver-schreibt man einfach nur.» Er weiB, da!3 er, der Arzt, das allerbeste Heil-mittel ist, und er macht sich bei jeder Konsultation Gedanken darüber, wie er «seine eigene Person verschrei-ben soll». Wie jámmerlich versagt demgegenüber das Frage- und Ant-wortspiel der sogenannten «Fünf-minutenmedizin», besonders auch, wenn psychosomatisch Erkrankten
geholfen werden soll. Wer als Arzt nicht zuzuhören, in sich selbst und den Patienten nicht hineinzulau-schen und unterschwellige Gefühle nicht wahrzunehmen vermag, be-treibt Symptombehandlung. Mit den klugen, auf Erieben in der Praxis be-gründeten Gedanken über seine Patienten und sich selbst stellt Bensáíd die technisch orientierte Medizin unserer Tage in Frage.
«Ganz egal, ob eine Störung eine seelische oder körperliche Ursache hat, in jedem Fali wird die Beziehung zwischen dem Arzt und seinem Patienten bestimmen, was aus der Krankheit wird, auf welche Weise sie erlebt, gedeutet, behandelt und ge-heilt wird.»
Norbert Bensáíd
Vissza