Fülszöveg
György Kurtág Spiele Band l-lV. Z 8377-8380 Die Anregung zum Komponieren der „Spiele" hat wohl das selbstvergessen spielende Kind gegeben. Das Kind, dem das Instrument noch ein Spielzeug ist. Es macht allerlei Versuche mit ihm, streichelt es, greift es an, streichelt mit seinen Fingern darüber. Es háuft scheinbar unzusammenhángende Klánge und wenn dieses Spiel seinen musikalischen Instinkt zu erwecken vermocht, wird es nun bewuRt versuchen, gewisse zufálligerweise entstandene Harmonien zu suchen und zu wiederholen. All dies zu komponieren war dem Komponisten auch ein Spiel. Spielen mit dem Instrument, mit den Tönen und Harmonien, mit dem Rhythmus und der Bewegung, der Gebundenheit und der Freiheit. lm Laufe der Komposition wurde aus einem Einfall ein vollwertiges Stück, aus dem anderen eine Übung oder eine Mischung der beiden, die weniger als ein selbstándiges Stück, doch mehr als eine Übung ist. So ist diese Serie keineswegs eine Klavierschule, aber auch keine lose Sammlung von...
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György Kurtág Spiele Band l-lV. Z 8377-8380 Die Anregung zum Komponieren der „Spiele" hat wohl das selbstvergessen spielende Kind gegeben. Das Kind, dem das Instrument noch ein Spielzeug ist. Es macht allerlei Versuche mit ihm, streichelt es, greift es an, streichelt mit seinen Fingern darüber. Es háuft scheinbar unzusammenhángende Klánge und wenn dieses Spiel seinen musikalischen Instinkt zu erwecken vermocht, wird es nun bewuRt versuchen, gewisse zufálligerweise entstandene Harmonien zu suchen und zu wiederholen. All dies zu komponieren war dem Komponisten auch ein Spiel. Spielen mit dem Instrument, mit den Tönen und Harmonien, mit dem Rhythmus und der Bewegung, der Gebundenheit und der Freiheit. lm Laufe der Komposition wurde aus einem Einfall ein vollwertiges Stück, aus dem anderen eine Übung oder eine Mischung der beiden, die weniger als ein selbstándiges Stück, doch mehr als eine Übung ist. So ist diese Serie keineswegs eine Klavierschule, aber auch keine lose Sammlung von Stücken, sondern eine Möglichkeit zum Spielen, aus der man spielen und nicht „das Klavierspiel" erlernen sollte. Von den vier Bánden der „Spiele" bringt der erste Band die meisten Übungen. Sie dienen als eine Art Einleitung in die Klangwelt der „Spiele", als Hilfe dazu, wie die Noten gelesen und die technischen Schwierigkeiten der einzelnen Stücke gelöst werden können. Sie beinhalten keineswegs alle auftauchenden Schwierigkeiten, sondern geben blofc Ideen, wie spielend geübt, improvisiert, eventuell kleinere Stücke komponiert werden können (siehe das Stück der sechsjáhrigen Kriszta Takács). Das Prinzip der Anordnung in dem ersten Band ist: A (linké) Seite - freies Herumgehen mit Tonblöcken, mit nicht genau fixierten Tönen B (rechte) Seite - genau definierte Aufgaben. Die Anordnung der vier Bánde richtet sich nach den immer höheren musikalischen und technischen Anforderungen. Dennoch wurden wegen musikalischer Zusammenhánge nicht selten leichtere Stücke spáter eingegliedert oder schwerere Stücke vorangestellt. Es ist aber wichtig zu wissen, daft eine Anzahl von Spielen auf jeglichen Stufen gespielt werden können, teilweise deshalb, weil sie in einem anderen Tempó oder in verschiedener Auffassung vorgetragen werden können (z.B.: Perpetum mobile, Blumen die Menschen, Handfláchen/1, Handfláchen/2 usw.). Mit den in der Sammlung so oft vorkommenden „Hommage" láfct der Komponist Portráts von Personen und ihren Werken aufleuchten. Viele Stücke enthalten Hinweise auf die früheren Werke des Komponisten; die meisten auf die Sprüche von Péter Bornemisza (so z.B. „Blumen die Menschen...", Der Geist ist freies Wildtier, usw.) sowie auf die vier Lieder nach Gedichten von J. Pilinszky (z.B. Schláge, Studie zu „Hölderlin"). Ein Teil der vierhándigen Stücke ist streng gebunden (z.B.: Hoquetus). Die Klangfarbe, Dynamik und die Art des Anschlags sollen ausgeglichen sein als wenn sie von einem einzigen Spieler am Klavier vorgetragen wáren. Als Gegenpol dieser Stücke für vier Hánde gelten die ungebundenen Stücke. Primo und Secondo sind nicht untereinander geschrieben, da das Tempó, die Dynamik und die Vortragsweise der Stimmen voneinander unabhángig sind. Zum Vortrag dieser Stücke ist wohl eine schöpferische und sensible Reaktionsfáhigkeit der Partner zum Kammermusizieren notwendig. Durch die tiefgehende Kenntnis der Kinderseele, durch ihre unerschöpfliche Mannigfaltigkeit, durch ihre dichterische Qualitát, durch ihren Humor, der von der leisen Heiterkeit über die Karikatur bis zur Grotesken führt leiten die „Spiele" in die musikalische, technische und Formenschönheit der neuen Musik ein.
Vissza