Fülszöveg
Heinrich Heine war, neben Georg Büchner, der genialste Dichter seiner Epoche. Sooft man ihn bis auf unseren Tag totschweigen wollte, so zelotisch man ihn auch immer schmähte, sein Werk legte unüberhörbar Zeugnis für seine Gegenwart im „geistigen Raum der Nation" ab. Es überdauerte und überflog seine Verächter und Hasser, weil es aus einem größer gearteten Geiste wuchs.
Heine war „ganz Freude und Gesang", aber auch „ganz Schwert und Flamme". Die tiefe Empfindung, die innige Lieder wie „Leise zieht durch mein Gemüt" hervorbrachte, war gepaart mit jener reizbaren Empfindlichkeit gegen Tyrannei und Dummheit, der die beißende Satire seiner Zeitgedichte und die Gedankenschärfe seiner Prosa entstammt. Heine war der zarte „Poet mit der Träne im Wappen" und der glühende „Sohn der Revolution". In ihm bekehrte sich die deutsche Romantik von der trügerischen Schwärmerei für eine nebelgraue Vergangenheit zu der kühnen Hoffnung auf eine Zukunftswelle der sozialen Gerechtigkeit. Sein Werk ist...
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Fülszöveg
Heinrich Heine war, neben Georg Büchner, der genialste Dichter seiner Epoche. Sooft man ihn bis auf unseren Tag totschweigen wollte, so zelotisch man ihn auch immer schmähte, sein Werk legte unüberhörbar Zeugnis für seine Gegenwart im „geistigen Raum der Nation" ab. Es überdauerte und überflog seine Verächter und Hasser, weil es aus einem größer gearteten Geiste wuchs.
Heine war „ganz Freude und Gesang", aber auch „ganz Schwert und Flamme". Die tiefe Empfindung, die innige Lieder wie „Leise zieht durch mein Gemüt" hervorbrachte, war gepaart mit jener reizbaren Empfindlichkeit gegen Tyrannei und Dummheit, der die beißende Satire seiner Zeitgedichte und die Gedankenschärfe seiner Prosa entstammt. Heine war der zarte „Poet mit der Träne im Wappen" und der glühende „Sohn der Revolution". In ihm bekehrte sich die deutsche Romantik von der trügerischen Schwärmerei für eine nebelgraue Vergangenheit zu der kühnen Hoffnung auf eine Zukunftswelle der sozialen Gerechtigkeit. Sein Werk ist beileibe kein Denkmal, das Grünspan angesetzt hätte. Noch immer rührt die schlichte Innigkeit mancher seiner Verse an unser Herz,
noch immer leuchtet sein Spott in muffige Seelenwinkel, nodi immer ist die elegante Klinge seines Stils der Bewunderung seiner Freunde und Furcht seiner Feinde wert.
Die Lektüre erweist, daß uns Schönheit und Zorn der Dichtung Heinrich Heines unverloren sind, ein geschenkter Besitz, der uns zur Freude und Freiheit stimmt.
Band 1 bringt die Gedichte in den von Heine selbst letztwillig angeordneten Gruppierungen in: Buch der Lieder Neue Gedichte Atta Troll
Deutschland. Ein Wintermärchen Romanzero
Gedichte 1853 und 1854,
außerdem eine chronologisch angeordnete Nachlese aller jener Gedichte, die Heine nicht in seine eben genannten großen Sammlungen aufgenommen hat.
Umschlagillustration: Heinrich Heine Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin
Vissza