Fülszöveg
Julien Sorel . . . mußte Priester
werden, wenn auch ohne an die
Religion zu glauben, denn ein Bür-
gerlicher konnte nur so auf hohe
Stellen gelangen. Er mußte der
Sekretär eines hohen Ministers
sein und haßte das herrschende
System. Er hatte ein aussichts-
loses, aber stürmisches Liebesver-
hältnis mit der Tochter des Mini-
sters. Sozial genommen war er für
sie ein Domestik. Er liebte, in an-
derem Stil, aber auch mit seiner
vollen Natur, die sanfte Frau eines
Industriellen in der Provinz. Für
diesen war er ein Bettler. Er be-
gehrte alles, was über ihm stand,
und seine Leidenschaft war jedes-
mal vermischt mit Haß. Er war
feurig, mußte verschlagen sein,
haßte sein Geschick und darum
alle anderen. Er kämpfte in der
allein zulässigen Form, er wühlte.
Verzweifelt wühlend, hatte er die
Selbstachtung schon verloren, als
er endlich auch mordete. Es war
eine Art freiwilligen Todes, in den
er die sanfte Renal nur mitnahm.
Dann endete er unter dem Fall-
beil....
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Fülszöveg
Julien Sorel . . . mußte Priester
werden, wenn auch ohne an die
Religion zu glauben, denn ein Bür-
gerlicher konnte nur so auf hohe
Stellen gelangen. Er mußte der
Sekretär eines hohen Ministers
sein und haßte das herrschende
System. Er hatte ein aussichts-
loses, aber stürmisches Liebesver-
hältnis mit der Tochter des Mini-
sters. Sozial genommen war er für
sie ein Domestik. Er liebte, in an-
derem Stil, aber auch mit seiner
vollen Natur, die sanfte Frau eines
Industriellen in der Provinz. Für
diesen war er ein Bettler. Er be-
gehrte alles, was über ihm stand,
und seine Leidenschaft war jedes-
mal vermischt mit Haß. Er war
feurig, mußte verschlagen sein,
haßte sein Geschick und darum
alle anderen. Er kämpfte in der
allein zulässigen Form, er wühlte.
Verzweifelt wühlend, hatte er die
Selbstachtung schon verloren, als
er endlich auch mordete. Es war
eine Art freiwilligen Todes, in den
er die sanfte Renal nur mitnahm.
Dann endete er unter dem Fall-
beil.
Heinrich Mann
Vissza