Fülszöveg
5J
Foto: Zentralbild
Ich kann nicht weiter", solhe ein Aufruf Robert Musils überschrieben sein. Hier wollte sich ein Schriftsteller zu seinem „wunderlichen Ruf" bekennen und sein materielles Elend der Öffentlichkeit vor Augen halten. Wer war bekannt genug, um einen solchen Appell erwägen zu können, und so erfolglos, daß er ihn erwägen mußte?
1906 hatte Musil mit seinem Erstlingsroman „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" Aufsehen erregt. 1923 war er für sein Drama „Die Schwärmer" mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet worden. 1929 erhielt er den Gerhart-Hauptmann-Preis. Kenner der Literatur wußten Robert Musil schon damals zu rühmen, obwohl er dem kleinen Erstlingsroman nur fünf Erzählungen und zwei wenig bekannte Dramen hatte folgen lassen, und sie wurden bestätigt, als 1931 der erste Band des Romans
Schutzumschlag: Lothar Reher
„Der Mann ohne Eigenschaften" erschien. Bereits wenige Wochen danach schrieb der hochgerühmte Autor das bittere Belcenntnis nieder: „Ich kann nicht...
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Foto: Zentralbild
Ich kann nicht weiter", solhe ein Aufruf Robert Musils überschrieben sein. Hier wollte sich ein Schriftsteller zu seinem „wunderlichen Ruf" bekennen und sein materielles Elend der Öffentlichkeit vor Augen halten. Wer war bekannt genug, um einen solchen Appell erwägen zu können, und so erfolglos, daß er ihn erwägen mußte?
1906 hatte Musil mit seinem Erstlingsroman „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" Aufsehen erregt. 1923 war er für sein Drama „Die Schwärmer" mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet worden. 1929 erhielt er den Gerhart-Hauptmann-Preis. Kenner der Literatur wußten Robert Musil schon damals zu rühmen, obwohl er dem kleinen Erstlingsroman nur fünf Erzählungen und zwei wenig bekannte Dramen hatte folgen lassen, und sie wurden bestätigt, als 1931 der erste Band des Romans
Schutzumschlag: Lothar Reher
„Der Mann ohne Eigenschaften" erschien. Bereits wenige Wochen danach schrieb der hochgerühmte Autor das bittere Belcenntnis nieder: „Ich kann nicht weiter." Robert Musil - eine Legende schon zu Leb-i Zeiten? War ihm der inteIlektuelle_Ausbruch \ aus der, jösterreichisch-kaisertreuen Beamten-, ^ Offiziers- und Ingenieiurskaste, in die er~äih|^ 6. 11. 1880 hineingeboren worden war, so sehr mißraten? Hätte er doch die sichere akademische Philosophenlaufbahn betreten sollen, wie es 1908 dem eben zum Doktor der Philosophie Promovierten angetragen worden war? Hätte er bei den vorgegebenen gesellschaftlichen Normen und Verhaltensweisen, sprich: Eigenschaften, bleiben sollen? Zweifellos: Musil hat mancherlei Möglichkeiten gehabt und ausgeschlagen. Schriftsteller aber ist er geworden, weil er allein die schriftstellerische Arbeit für geeignet hielt, immer neue Existenzmöglichkeiten durchzuprobieren. Musil wollte denkend und schreibend die bürgerliche Gesellschaft überwinden, ohne sich auf die historisch alternative Position begeben zu können. Er mußte immer wieder von neuem ansetzen, weil er alles sezieren wollte, was die bürgerliche Klasse an Hoffnungen und Illusionen, an Apologetik und halber Kritik hervorbrachte. Nichts konnte bestehen. Aber Musil selbst konnte die Utopie, die er suchte, nicht finden, und der Verzweiflungsschrei, zu dem ihn zunächst materielle Not getrieben hatte, verklang seit 1931 nie wieder in Musils^ Werk. Er galt der Hoffnung, aus den Sinnlosig-:' keiten "S^'rebefis im Ka'pitafisrnus heraus-, zufinden, und der'^eh'nsucht, düi^ unennüd-' ^ JlHii^' schrrftstenefiscHes Schaffen diesem Ziell näherzukonin^n. T5ie~Verzweiflüng war da,^^ aber sie überwältigte Robert Musil nicht. Bis zu seinem einsamen Emigrantentod am 15. 4.1942 konnte dieses einmal geschriebene, aber nie preisgegebene „Ich kann nicht weiter" niemals endgültig Macht über ihn gewinnen.
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