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»Habent sua fata libelli«, heißt es: Bücher haben ihre Schicksale. Als im Jahre 1991 Cees Nootebooms Die folgende Geschichte auf den Besten- und Bestsellerlisten auftauchte, die Kritiker ihren Autor aufgrund dieses Buches zu einem erstrangigen europäischen Erzähler erklärten und sich 90 000 Leser mit diesem Buch beschäftigten, wurde dieser niederländische Autor zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil der deutschen Literatur. Doch bereits sechs Jahre zuvor - nicht nur Bücher, sondern auch Ouvres haben ihr Schicksal - war von demselben Autor in deutscher Ubersetzung der 1980 auf niederländisch erschienene Roman Rituale publiziert worden, den Cees Nooteboom selbst für sein »Opus magnum« hält. Nach langjähriger Abstinenz vom erzählenden Genre ist er, der als Zwanzigjähriger mit Das Paradies ist nebenan (st 1867) debütierte, mit neuer Leichtigkeit, Ironie und Souveränität 1980 zum Roman zurückgekehrt. Das Amsterdam der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre erscheint hier in der...
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»Habent sua fata libelli«, heißt es: Bücher haben ihre Schicksale. Als im Jahre 1991 Cees Nootebooms Die folgende Geschichte auf den Besten- und Bestsellerlisten auftauchte, die Kritiker ihren Autor aufgrund dieses Buches zu einem erstrangigen europäischen Erzähler erklärten und sich 90 000 Leser mit diesem Buch beschäftigten, wurde dieser niederländische Autor zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil der deutschen Literatur. Doch bereits sechs Jahre zuvor - nicht nur Bücher, sondern auch Ouvres haben ihr Schicksal - war von demselben Autor in deutscher Ubersetzung der 1980 auf niederländisch erschienene Roman Rituale publiziert worden, den Cees Nooteboom selbst für sein »Opus magnum« hält. Nach langjähriger Abstinenz vom erzählenden Genre ist er, der als Zwanzigjähriger mit Das Paradies ist nebenan (st 1867) debütierte, mit neuer Leichtigkeit, Ironie und Souveränität 1980 zum Roman zurückgekehrt. Das Amsterdam der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre erscheint hier in der Perspektive von Inni Win trop. Dieser will Selbstmord begehen in seinem WC, »weil er in seinem Horoskop für >Het Parool< prophezeit hatte, seine Frau werde mit einem anderen durchbrennen, und er, der ja ein Löwe war, würde dann Selbstmord begehen. Es war eine treffende Prophezeiung. « Doch wie der Tod so spielt, der Strick reißt. Mit neuer Aufmerksamkeit beobachtet er die Menschen in ihrer Stadt. Er beobachtet die Rituale, die Hilfskonstruktionen, mit denen sie versuchen, der verrinnenden Zeit, dem Gaukelspiel der Erinnerungen, der persönlichen Geschichte den Anschein des Sinnvollen zu geben. Heiter und melancholisch erzählt Cees Nooteboom von den ausgetüftelten Systemen Arnold Taads und Philip Taads, wenigstens einem Augenblick, einem einzigen Gegenstand wirk-
liehe Bedeutung beizumessen. Das Gelingen dieser Bemühungen ist jedoch identisch mit dem Tod der Protagonisten, so daß Inni Wintrop am Ende weiß: »Es gab somit unverkennbar zwei Welten: eine, in der die beiden Taads sich aufhielten, und eine, in der sie abwesend waren, und zum Glück befand er sich noch in der letzteren.« »Man sollte ihn lesen, er ist gut«, urteilte ebenso lapidar wie eindeutig die Süddeutsche Zeitung, und auch die Neue Zürcher Zeitung war lakonisch und prägnant: »Die Qualität von Nootebooms Schreiben ist wahrhaft hinreißend. Nicht nur stimmen seine Figuren und die mit böser Phantasie ausgedachten Geschichten, nicht nur ist seine These klug, bedenkenswert und existentiell beunruhigend, sondern auch sein Stil ist einzigartig intelligent.«
Vissza