Richard Wagner Briefe 1830-1883

Fülszöveg

Wagners Briefe sind ein integraler Bestandteil seines künstlerischen Lebenswerkes und nie losgelöst zu betrachten von zeitgeschichtlichen Bezügen, Schaffensproblemen und meist damit zusammenhángenden Querelen. Sie sind Produkte seiner Auseinandersetzung mit Bewunde-rern oder Gegnern, diktiert von dem Interesse, durch seine Dramen und musiktheatralischen Visionen eine neue Welt ohne Eigennutz und Profitinteresse zu entwerfen. Dem Leser mögen diese Briefe zu-weilen ungebührlich weitschweifig vorkommen, exaltiert, bestimmt von ausschliefilich subjektiven An-sichten und Absichten. Das hat sei-nen einfachen Grund in der Tat-sache, dafi Wagner alle Vorgánge um sich vom Standpunkt der För-derlichkeit für sein (Euvre wertete. Als sanguinischer, egozentrischer Künstler war er von Jugend an extremen Stimmungen unterwor-fen.
Der Komponist erlebte sich und seine Umwelt als geborener Dra-matiker. Seine Werke kann man direkt oder indirekt als Ausdruck seiner Sensibilitát und seines... Tovább

Fülszöveg

Wagners Briefe sind ein integraler Bestandteil seines künstlerischen Lebenswerkes und nie losgelöst zu betrachten von zeitgeschichtlichen Bezügen, Schaffensproblemen und meist damit zusammenhángenden Querelen. Sie sind Produkte seiner Auseinandersetzung mit Bewunde-rern oder Gegnern, diktiert von dem Interesse, durch seine Dramen und musiktheatralischen Visionen eine neue Welt ohne Eigennutz und Profitinteresse zu entwerfen. Dem Leser mögen diese Briefe zu-weilen ungebührlich weitschweifig vorkommen, exaltiert, bestimmt von ausschliefilich subjektiven An-sichten und Absichten. Das hat sei-nen einfachen Grund in der Tat-sache, dafi Wagner alle Vorgánge um sich vom Standpunkt der För-derlichkeit für sein (Euvre wertete. Als sanguinischer, egozentrischer Künstler war er von Jugend an extremen Stimmungen unterwor-fen.
Der Komponist erlebte sich und seine Umwelt als geborener Dra-matiker. Seine Werke kann man direkt oder indirekt als Ausdruck seiner Sensibilitát und seines poli-tischen Engagements betrachten. Vor dem Schaffenszwang gab es für ihn nie eine Betirade. Eine wei-tere Besonderheit: Wagner záhlt zu den ungewöhnlichen Typen einer eminenten künstlerischen Mehr-fachbegabung. Das Erlebte, Erfah-rene, Gedachte oder blofi Ge-wünschte verarbeitete er zugleich als Dichter wie als Musiker. Als Dramaturg erf'and er mit dem Ein-fall auch zugleich dessen szenische
Gestaltung, die er als Theater-mann, Dirigent und Regisseur in die entsprechende Bühnenwirk-samkeit umsetzen konnte. Wagner war dabei kein sporadisch Schaffender, der verzweifelt Ein-gebungen nachjagen mufite. Seine besondere »Bewandtnis« war viel-mehr die stándige Prásenz des Schöpferischen. Nicht der vagie-rende Zufall bestimmt den Verlauf seines künstlerischen Schaffens, sondern die bewundernswerte Ausdauer und Beharrlichkeit im Vollbringen, die ihn vor keinerlei Kollisionen mit der Wirklichkeit zurückschrecken licficn. Die hier vorliegende Briefauswahl soll als eine Art von »Biographie in Briefen« soviel wie möglich von den Wagnerschen Kunstabsichten deutlich machen. Aus den Tausen-den vorliegender Dokumente galt es, sich auf etwa vierhundert Briefe Wagners zu beschránken. Das be-deutete in vielen Fállen einen schmerzlichen Verzicht auf Wich-tiges und Wertvolles. Angestrebt wurde vom Herausgeber, dennoch ein möglichst umfassendes und vielfáltiges Bild von Wagner als Mensch, Komponist und Theater-mann zu zeichnen. Die Bericlite über die Entstehung der Werke, deren Deutung und Umsetzung auf der Büline sollen natürlich dabei nicht zu kurz kommen. Wert wurde auf die Aufnahme bisher weni-ger bekannter und scliwer zugáng-licher brieflicher Auslassungen Wagners gelegt.
(Aus dem Vorwort) Vissza