Renoir

Fülszöveg

RENOIR
„Renoir ist das Glück der Erde",
schrieb der deutsche Kunstkriti-
ker Wilhelm Hausenstein kurze
Zeit nachdem der alte Meister
im Jahre 1919 am Mittelmeer
verstorben war. Renoir - das
ist der Maler der Blumen und
der Kindergesichter, das ist vor
allem der Maler der Mädchen
und zärtlichen jungen Frauen:
der feinen Damen in ihren
Pariser Salons und im warmen
Licht einer Opernloge - und
der Montmartre-Midinetten, die
an Sommersonntagen rings um
die „Moulin de la Galette"
mit Handwerkern, Studenten
und jungen Künstlern tanzen,
oder, nur noch geschützt von
einem kleinen, schattenspenden-
den Hut, als Nymphen zum
Fluß gehen, um ein erfrischen-
des Bad zu nehmen.
Erfrischend, einfach und doch
voll zartester Verfeinerung, in
den reinen Farben des Regen-
bogens, zwisdien Himmel und
Erde gespannt, so wirkt das
Werk dieses Meisters natürlicher
Sinnlichkeit auf unsere von all-
zuviel Problematik gequälte
Netzhaut. Vor annähernd einem
Jahrhundert als... Tovább

Fülszöveg

RENOIR
„Renoir ist das Glück der Erde",
schrieb der deutsche Kunstkriti-
ker Wilhelm Hausenstein kurze
Zeit nachdem der alte Meister
im Jahre 1919 am Mittelmeer
verstorben war. Renoir - das
ist der Maler der Blumen und
der Kindergesichter, das ist vor
allem der Maler der Mädchen
und zärtlichen jungen Frauen:
der feinen Damen in ihren
Pariser Salons und im warmen
Licht einer Opernloge - und
der Montmartre-Midinetten, die
an Sommersonntagen rings um
die „Moulin de la Galette"
mit Handwerkern, Studenten
und jungen Künstlern tanzen,
oder, nur noch geschützt von
einem kleinen, schattenspenden-
den Hut, als Nymphen zum
Fluß gehen, um ein erfrischen-
des Bad zu nehmen.
Erfrischend, einfach und doch
voll zartester Verfeinerung, in
den reinen Farben des Regen-
bogens, zwisdien Himmel und
Erde gespannt, so wirkt das
Werk dieses Meisters natürlicher
Sinnlichkeit auf unsere von all-
zuviel Problematik gequälte
Netzhaut. Vor annähernd einem
Jahrhundert als wüster Revo-
lutionär verschrien, erscheint
Fortsetzung letzte Umschlagseite
Auguste Renoir heute im ruhi-
gen Licht einer klassischen Voll-
endung, die ihn als rechtmäßi-
gen Erben von Rubens und Jean
Äntoine Watteau erweist.
Weder die bittere Armut seiner
Jugend noch die Lähmungen
der Krankheit im Alter ver-
mochten diesem heiteren, zu-
tiefst bescheidenen Menschen
die Freude an der Malerei zu
schmälern. Er stellte keinen an-
deren Anspruch als den, Tag
für Tag morgens früh an seine
Staffelei gehen und ungestört
arbeiten zu dürfen. Noch als er
im Rollstuhl saß, mühte er sich
um die schimmernden Tönungen
einer weiblichen Haut, einer
lichtdurchfluteten Landschaft,
darin das Rot „wie eine Glocke"
klingen mußte. „Ich glaubea,
sagte er einmal, über siebzig
Jahre alt, „ich fange an, Fort-
schritte zu machen Zu jener
Zeit hatte sein reiches Werk
langst die Welt erobert. Vissza