Religion und Philosophie

Fülszöveg

Nach der Veröffentlichung seines Bekenntnisbuches „Der Glaube eines Ketzers" (1965) legen wir mit „Religion und Philosophie" das Hauptwerk Walter Kaufmanns vor. In den ersten drei Kapiteln charakterisiert der Autor die philosophische Situation unserer Zeit. Als die beiden wichtigsten und einflußreichsten Einrichtungen betrachtet er Positivismus und Existentialismus und zeigt auf, daß sie zwei gegensätzliche Haltungen verkörpern, die es immer schon im Denken gegeben hat: den Gegensatz Rationalismus - Intuitionismus, Abstraktion - Einfühlung, Verstand -Gefühl, Klarheit - Tiefe. Gefordert wird aber beides zugleich; Einseitigkeit führt zu Verzerrungen: Klarheit kann in Plattheit, Tiefe in Verworrenheit abgleiten. Die Auseinandersetzungen befassen sich vor allem mit Piaton, Thomas von Aquin, Kant, William James, Wittgenstein, Jaspers, Heidegger und Sartre. Kapitel III entwickelt einen Wahrheitsbegriff, der für die nachfolgende Kritik der Religion entscheidend wird.
Die Kapitel IV-X... Tovább

Fülszöveg

Nach der Veröffentlichung seines Bekenntnisbuches „Der Glaube eines Ketzers" (1965) legen wir mit „Religion und Philosophie" das Hauptwerk Walter Kaufmanns vor. In den ersten drei Kapiteln charakterisiert der Autor die philosophische Situation unserer Zeit. Als die beiden wichtigsten und einflußreichsten Einrichtungen betrachtet er Positivismus und Existentialismus und zeigt auf, daß sie zwei gegensätzliche Haltungen verkörpern, die es immer schon im Denken gegeben hat: den Gegensatz Rationalismus - Intuitionismus, Abstraktion - Einfühlung, Verstand -Gefühl, Klarheit - Tiefe. Gefordert wird aber beides zugleich; Einseitigkeit führt zu Verzerrungen: Klarheit kann in Plattheit, Tiefe in Verworrenheit abgleiten. Die Auseinandersetzungen befassen sich vor allem mit Piaton, Thomas von Aquin, Kant, William James, Wittgenstein, Jaspers, Heidegger und Sartre. Kapitel III entwickelt einen Wahrheitsbegriff, der für die nachfolgende Kritik der Religion entscheidend wird.
Die Kapitel IV-X üben eine eingehende und alles Wesentliche erfassende Kritik an der Religion, für die Christentum, Judentum und Buddhismus stehen. Eine Erklärung der Begriffe Religion und Glauben zeigt, daß Berufungen auf Offenbarungen oder Wunder versagen müssen, zeigt aber auch, daß eine Verwerfung als „Opium" (Marx) oder „Illusion" (Freud) den Kern der Religion nicht trifft. Eine Kritik der Gottesbeweise
von Piaton, Thomas von Aquin, Kant und Pacal und der Versuche moderner Theologen (Tillich, Bultmann, Niebuhr), das christliche Dogma gegen die wissenschaftliche Forschung zu behaupten, führt zu einer Untersuchung, was den Kern der Religion ausmache. Dieser Kern wird in dem Bestreben des Menschen gefunden, über sein alltägliches Dasein, den Ablauf von Lust- und Unlustzuständen, hinauszukommen. Damit rückt Religion in die Nachbarschaft von Kunst, besonders Dichtung. Unsere religiöse, christliche Tradition muß nicht entmythologisiert, sondern enttheologisiert werden. Wenn die Bibel nicht zum Beweis für „Katechismen" herabgewürdigt wird, können wir unserer stärksten Tradition verbunden bleiben, ohne uns von ihr gegen neue Gedanken und Erkenntnisse abschließen zu lassen. Wenn wir auf kritisches Denken verzichten, wird unsere Religion Götzendienst. „Alles an der Religion, was der Kritik nicht standhält" -so schließt das Buch -, „ist für uns ohne Wert, und darunter fällt viel, aber nicht alles. Zu dem, was bleibt, gehört das Streben zu Höherem -die Seele der Religion."
Kaufmann trägt seine Gedanken in klarer und eingängiger Form vor. Er bietet keinen Lehr- und Bildungsstoff, sondern provoziert den Leser zu eigener Auseinandersetzung mit unserer religiösen und philosophischeil Tradition.
SZCZESNY VERLAG ¦ MÜNCHEN Vissza