Fülszöveg
Geschichten wachsen wie die Blumen: „ein Samenkorn, ein Keim, ein Stengel, kleines Blatt, groBes Blatt, schöne Blüte", so hat das ein kluger Erzáhler beschrieben. Die Márchen sind, folgt man dieser Vorstellung, besonders eigenartige und wunderbare Gewáchse, vielgestaltig und von verwirrender Farbigkeit. Und die sie mit viel Liebe und Sorgfalt züchten, die Márchen-Schreiber, fühlen sich in allén Sátteln gerecht und überall zu Hause - zu Lande, auf dem Meer und in den Wolken; in Wald und Flur wissen sie so gut Bescheid wie im Getümmel der GroBstadt oder auf unbekannten Sternen. Sie schaun sich alles an, und sie gehen den Dingen auf den Grund, deshalb gucken sie auch dahinter und darunter, und wenn sie sich dazu auf den Kopf stellen müssen. Da sehen sie natürlich manches anders, und sie entdecken viel mehr als das Gewohnte, und zum Teil höchst kuriose Gestalten und Begebenheiten. So ist es vielleicht zu erkláren, daB in diesen Geschichten die Delphine und die kleinen Vögel wie auch die...
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Fülszöveg
Geschichten wachsen wie die Blumen: „ein Samenkorn, ein Keim, ein Stengel, kleines Blatt, groBes Blatt, schöne Blüte", so hat das ein kluger Erzáhler beschrieben. Die Márchen sind, folgt man dieser Vorstellung, besonders eigenartige und wunderbare Gewáchse, vielgestaltig und von verwirrender Farbigkeit. Und die sie mit viel Liebe und Sorgfalt züchten, die Márchen-Schreiber, fühlen sich in allén Sátteln gerecht und überall zu Hause - zu Lande, auf dem Meer und in den Wolken; in Wald und Flur wissen sie so gut Bescheid wie im Getümmel der GroBstadt oder auf unbekannten Sternen. Sie schaun sich alles an, und sie gehen den Dingen auf den Grund, deshalb gucken sie auch dahinter und darunter, und wenn sie sich dazu auf den Kopf stellen müssen. Da sehen sie natürlich manches anders, und sie entdecken viel mehr als das Gewohnte, und zum Teil höchst kuriose Gestalten und Begebenheiten. So ist es vielleicht zu erkláren, daB in diesen Geschichten die Delphine und die kleinen Vögel wie auch die Eisenbahnen und Flugzeuge denken und miteinander reden, daB Drachen über den Schornsteinen der Stádte schnuppern, was denn heute gekocht wird, und daB ein Stein plötzlich nach oben falit. Kaninchen von ungeheurer und drohender Gestalt, ángstlich-mutige Sauriermádchen, Riesinnen, die Karten klopfen, Hexen, die sich vor ihrem Spiegelbild fürchten,
grimmige Ráuber, Zauberer und Geister aus der Flasche bevölkern die Márchen, aber auch wirbelige, neugierige, tierliebe und faule Kinder wie du und ich, dazu ihre Eltern, die StraBenbahnschaffner sind, Nixenkönig, Maler oder Wissenschaftler. Gleich hinter dem Gartenzaun beginnt das Reich der Wunder, das unendlich ist. Wirkliches und Erdachtes fliefit zusammen, und doch falit es nicht schwer, sich zurechtzufinden. Erstaunlicherweise wird, wenn man durch die buntschillernde Brille der Phantasie schaut, erst so richtig klar, wie die Welt aussieht. Und nicht genug damit, zugleich erblickt man, was man sich in seinen Tráumen vorstellt und ersehnt. Zweiundzwanzig Schriftsteller sind in diesem Buch vertreten. Es gibt viel Verbindendes zwischen ihnen. Nicht nur, daB sie zu den MárchenZüchtern gehören; neben ihren „Blüten-Pflanzen" habén sie auch den Boden gemeinsam, aus dem sie gewachsen sind: sie stammen alle aus der DDR.
Vissza