Fülszöveg
Stadtlandschaften aus der Vogelperspektive: mit den Hinterhöfen vom Prenzlauer Berg, der grauen Schneise der Autobahn, dem silbrigen Schiff des ICC, der Noblesse des Gendarmenmarktes mit seinen beiden Domen, dem flaschengrünen Tiergarten, dem Türkis des Seddinsees. „BERLIN, Porträt einer Metropole" haben wir diesen Bildband nach reiflichem Überlegen genannt. Er zeigt die Hauptstadt und den künftigen Regierungssitz, das Zentrum Deutschlands, ein Zentrum in Europa. „BERLIN, Porträt einer Stadt" hieß der Titel eines Bildbandes, den Ullstein im Herbst 1989 auslieferte. Der Tag, an dem die Druckmaschinen angelaufen sind, wurde zum historischen Tag. Es war der 9. November 1989.
Damals - allein dieses unverfängliche Wort damals läßt nachdenklich werden - mußte in den Texten zu den Luftaufnahmen immer wieder von den Sperranlagen und von der Grenze, von „drüben" und Mauer die Rede sein. Es hatte der Hilfe von vielen alliierten Dienststellen bedurft, um vom Militärhubschrauber aus die City...
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Fülszöveg
Stadtlandschaften aus der Vogelperspektive: mit den Hinterhöfen vom Prenzlauer Berg, der grauen Schneise der Autobahn, dem silbrigen Schiff des ICC, der Noblesse des Gendarmenmarktes mit seinen beiden Domen, dem flaschengrünen Tiergarten, dem Türkis des Seddinsees. „BERLIN, Porträt einer Metropole" haben wir diesen Bildband nach reiflichem Überlegen genannt. Er zeigt die Hauptstadt und den künftigen Regierungssitz, das Zentrum Deutschlands, ein Zentrum in Europa. „BERLIN, Porträt einer Stadt" hieß der Titel eines Bildbandes, den Ullstein im Herbst 1989 auslieferte. Der Tag, an dem die Druckmaschinen angelaufen sind, wurde zum historischen Tag. Es war der 9. November 1989.
Damals - allein dieses unverfängliche Wort damals läßt nachdenklich werden - mußte in den Texten zu den Luftaufnahmen immer wieder von den Sperranlagen und von der Grenze, von „drüben" und Mauer die Rede sein. Es hatte der Hilfe von vielen alliierten Dienststellen bedurft, um vom Militärhubschrauber aus die City und die Bezirke im Grünen fotografieren zu dürfen. Und immer konnte es nur die City West sein, lagen Zehlendorf und Wilmersdorf, Dahlem und Wannsee unter den Rotorblättern. Kein klarer Blick von oben auf den Alex, gar auf Pankow, den Pren-zelberg, Hoppegarten und Köpenick. „BERLIN, Porträt einer Metropole" läßt schauen auf Müggelsee und Neuen See, auf Funkturm und Telespargel, auf Marzahn und Potsdam. Der Blick ist frei auf Lichtenberg, Oberschöneweide, Rummelsburg. Alles ist nicht mehr, wie es war. Vorbei der Alltag mit dieser vagen Hoffnung allein, eines Tages könnte Enkeln oder deren Kindeskindern all das Unglaubliche und Fürchterliche in der Vergangenheitsform geschildert werden.
„BERLIN, Porträt einer Metropole" zeigt den Hexenkessel und Schmelztiegel, das Goldland und das Phänomen. Begriffe zum Aussuchen und Austauschen. Es zeigt eine Stadt, in der tagsüber vier Millionen Menschen quirlen. Eine Metropole in Europa: mit Sorgen, mit Vorzeigestücken, mit Nöten, mit Schwächen, mit Glanz, mit Elend, mit Stolz, mit Zweifeln. Dieser vorliegende Bildband hier wird zusammen mit seinem ungewöhnlichen Pendant „BERLIN, Porträt einer Stadt" die Geschichte von Freiheit und Unfreiheit, von Glück und Verzweiflung beredter dokumentieren als manch andere Publikation. Die historisch unglaubliche Einmaligkeit, eine organisch gewachsene Millionenstadt für drei Jahrzehnte in zwei Stücke zu reißen, spiegelt sich in den beiden Bänden aus dem Ullstein-Verlag eindrucksvoll wider. Beide Bücher sind über die Serace-partner der Berliner Morgenpost und den Buchhandel beziehbar.
Am Anfang war die Euphorie. In dieser denkwürdigen Nacht, als die Menschen im November auf dem Kurfürstendamm tanzten. Dieses Buch „BERLIN, Porträt einer Metropole" ist in Teamarbeit entstanden. Da war der Pilot, der Fotograf, der Autor, der Herausgeber. Beim ersten Hinsehen eine Banalität, dies zu erwähnen. Aber: Es ließe sich auch ganz salopp sagen, daß es zwei „Ossis" und zwei „Wessis" gewesen sind. Alle vier aus dem Team sahen dies als Arbeitsalltag an.
Herausgeber Wolfgang Streubel ist Leiter des Ullstein Bilderdienstes. Unter seiner Regie war auch schon - in mehr als zehn Jahre währender Kleinarbeit - der erste dokumentarische Luftbildband zusammengetragen worden. Die Stadt noch mauerumschlossen, die Bedingungen weitaus schwieriger. Luftaufnahmen zu einem vernünftigen und anschaulichen Ganzen zusammenzufügen, mag wie selbstverständlich anmuten, setzt aber eine akribi-sche Generalstabsarbeit voraus. Die Bilder hat Lothar Willmann fotografiert. Er ist in Potsdam aufgewachsen, hat Bücher über seine Stadt gestaltet, lebt seit Jahren schon in Berlin; dort, wo der Kiez besonders keck und aufmüpfig Ist, immer gewesen Ist, am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg. Bis er sich auf dem Sitz eines Helikopters festgurten durfte, um den Grunewald und den Schlachtensee, den Brummkreisel rund um das Europacenter und das Märkische Viertel von oben anzuschauen, ehe er seine Rollfilme in den Formaten sechs mal sechs und sechs mal neun (einige hundert sind es gewesen) belichten konnte, ist in seiner Stadt Berlin viel Zeit verstrichen. „Zuviel Zeit", sagt Willmann nachdenklich. Siegfried Lange vom Helisen/ice Groß-Kreutz war der Pilot. DELTA HOTEL KILO WHISKY MIKE lautet das Rufeeichen seines schaukelnden Arbeitsplatzes. Er kennt sein Land wie wenige andere außer ihm. Das Thüringische, der Saaler Bodden, die Huks auf Rügen, die Skyline von Dresden - alles wohlvertraut. An sein „neues" Deutschland, an die andere Hälfte von Berlin mußte auch er sich erst herantasten. Nie zuvor ist er hier hergekommen. Die Grenze - unsichtbar in tausend Fuß Höhe. Und dennoch Realität. Die Texte hat Peter Auer geschrieben. Er kannte die Stadt schon, als für ihn der Ostsektor vom Bahnhof Bellevue mit der S-Bahn in wenigen Minuten zu erreichen war. Ohne Kontrollen. Er war als Reporter bei Ullstein Augenzeuge, wie die Menschen zu Tausenden in der Kälte standen, um Passierscheine für die ersten Besuche nach der Teilung zu beantragen. Er hörte die Schüsse, die unweit des Potsdamer Platzes Menschen verletzten und er war dann auch dabei in dieser denkwürdigen Nacht, als die Menschen im November auf dem Kurfürstendamm tanzten.
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