Fülszöveg
Nächtliches Leben
Es war ein wahrhaft phantastisches Leben, das Dorothea in diesem Somnner führte, ein Leben wie in einem trunkenen Traum. Ich bin nur verzaubert, dachte sie häufig.
Frau Fröhlich pflegte sich jeden Abend um neun Uhr zur Ruhe zu begeben, wenige Minuten später schlich sich Dorothea aus dem Haus und eilte zur Garage. Wie ein Wetter fegte sie durch die menschenleeren dunklen Straßen, und in einer halben Stunde war sie im Gartenhaus, wo Lauterbusch sie erwartete. Sie kam jeden zweiten, dritten Abend. Die Nächte waren herrlich, wie ein Zauber. Wenn die Witterung es erlaubte, saßen sie stundenlang auf der kleinen Terrasse. Das Heu duftete, die Wolken und der Mond zogen am Himmel, das Licht der Sterne rieselte auf sie herab. Im Morgengrauen kam sie nach Hause und stahl sich in ihre Kammer. Beim Frühstück war sie erste, nach Tisch ruhte sie eine Stunde, manchmal länger, und schon war sie wieder an der Arbeit. Sie war jung.
Das ging den ganzen Sommer so, sie kannte keine...
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Fülszöveg
Nächtliches Leben
Es war ein wahrhaft phantastisches Leben, das Dorothea in diesem Somnner führte, ein Leben wie in einem trunkenen Traum. Ich bin nur verzaubert, dachte sie häufig.
Frau Fröhlich pflegte sich jeden Abend um neun Uhr zur Ruhe zu begeben, wenige Minuten später schlich sich Dorothea aus dem Haus und eilte zur Garage. Wie ein Wetter fegte sie durch die menschenleeren dunklen Straßen, und in einer halben Stunde war sie im Gartenhaus, wo Lauterbusch sie erwartete. Sie kam jeden zweiten, dritten Abend. Die Nächte waren herrlich, wie ein Zauber. Wenn die Witterung es erlaubte, saßen sie stundenlang auf der kleinen Terrasse. Das Heu duftete, die Wolken und der Mond zogen am Himmel, das Licht der Sterne rieselte auf sie herab. Im Morgengrauen kam sie nach Hause und stahl sich in ihre Kammer. Beim Frühstück war sie erste, nach Tisch ruhte sie eine Stunde, manchmal länger, und schon war sie wieder an der Arbeit. Sie war jung.
Das ging den ganzen Sommer so, sie kannte keine Müdigkeit, im Gegenteil, die Anstrengung schien ihr gut zu bekommen, nie sah sie besser und frischer aus, belebt von einem Feuer, das jede Nacht in ihr brannte. Die Welt war schön, alle Menschen schienen glücklich zu sein. Dorothea sah nicht, daß die Mutter immer blasser und schweigsamer wurde, daß ihre Augen mehr und mehr einsanken.
Meta war die einzige, die wußte, daß Dorothea viele Nächte außer Hause verbrachte. „Die Treppen knarren immer so eigentümlich am Abend und am Morgen, als ob jemand aus und ein ginge", sagte sie eines Tages. „Das kannst nur du sein, Dorothea!"
„Ja, das bin ich!" erklärte Dorothea ohne jedes Zögern. „Wohin gehst du denn des Nachts, um Gottes willen?" fragte Meta mit erschrockenen Augen.
„Das kann ich dir nicht sagen, Meta", erwiderte Dorothea. „Daß ich nichts Unrechtes tue, weißt du. Ich lebe in den Nächten."
Vissza