Fülszöveg
Nicht erst seit in StraBburg der Europarat tagt und in Breisach die Europaflagge weht, ist das Land am Oberrhein ein Land der Nachbarschaft, in der Deutschland, Frankreich und die Schweiz sich begegnen. Diese drei treffen sich wenige Kilometer nach dem Rheinknie nordwárts in einem Punkt, der im Hafengebiet von Basel, Weil und Hüningen liegt. Am Ende einer Mole wird diese „Dreilánderecke" durch ein Pylon, eine schmaíe hochlodernde Flamme in Stein, gekennzeichnet. Über die eigentlichen Grenzen, die mitten im Rhein liegen, gehen die Wellen des Stromes hinweg, als wollten sie sagen: Wir binden euch zusammen, so wie wir euch schon seit Jahrhunderten miteinander verbunden habén, von Fehden und Kriegen abgesehen, die, wenn sie vorüber waren, den alemannischen Seismographen, um ein Wort Adolf v. Grolmanns zu gebrauchen, wieder gelassen einpendeln lieBen. Uralte Menschheitswege führen durch das Oberrheintal und diese Dreilánderecke, die das Buch „Oberrheinisches Mosaik" um das südliche...
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Fülszöveg
Nicht erst seit in StraBburg der Europarat tagt und in Breisach die Europaflagge weht, ist das Land am Oberrhein ein Land der Nachbarschaft, in der Deutschland, Frankreich und die Schweiz sich begegnen. Diese drei treffen sich wenige Kilometer nach dem Rheinknie nordwárts in einem Punkt, der im Hafengebiet von Basel, Weil und Hüningen liegt. Am Ende einer Mole wird diese „Dreilánderecke" durch ein Pylon, eine schmaíe hochlodernde Flamme in Stein, gekennzeichnet. Über die eigentlichen Grenzen, die mitten im Rhein liegen, gehen die Wellen des Stromes hinweg, als wollten sie sagen: Wir binden euch zusammen, so wie wir euch schon seit Jahrhunderten miteinander verbunden habén, von Fehden und Kriegen abgesehen, die, wenn sie vorüber waren, den alemannischen Seismographen, um ein Wort Adolf v. Grolmanns zu gebrauchen, wieder gelassen einpendeln lieBen. Uralte Menschheitswege führen durch das Oberrheintal und diese Dreilánderecke, die das Buch „Oberrheinisches Mosaik" um das südliche Baden, das südliche ElsaB und die an den Hochrhein grenzende Schweiz erweitert. Zu allén Zeiten gab es ein Hinüber und Herüber, durch Handel und Wandel, durch Kulturen, Dichter und Denker, durch gegenseitige Hilfe in Zeiten der Not, aber auch durch die Bande der Familie und nicht zuletzt durch die Rebe, die schon die Steinzeitmenschen der Kachelfluh von Kleinkems als Wildrebe gekannt habén. Dieses Land rechts und links des Oberrheins, in dem alles sich nahe ist, war schon lange eine Herausforderung, einmal als Ganzes in Bild und Text dargestellt zu werden. Leif Geiges hat Dokumentation und Gestaltung dieses Bildbandes gewagt und mit Hilfe von Ingeborg Krummer-Schroth, der Freiburger Kunsthistorikerin, die für die komprimiert gehaltenen Texte verantwortlich zeichnet, ein Werk zustande gebracht, das auf den ersten Blick den Betrachter und Leser gefangen hált. Der Gestalter hat mit guter Einfühlungsgabe, Wissen und Geschick das oberrheinische Land als Lebensraum dreier Völker nachgezeichnet.
Dabei begnügt er sich nicht mit einer Aneinanderreihung von Aufnahmen der Landschaft und Denkmálern der Kunst und Kultur, es gelingt ihm in einprágsamer Weise die Wechselbeziehungen über die Lándergrenzen hinweg darzustellen oder Bezüge aufzuzeigen, wie sie zwischen Orten, Landschaften, Werken der Kunst und ihren Schöpfern bestehen. So etwa, wenn das Titelbild den Ehrenstetter Ölberg mit seinem Blick auf die typische Markgráfler Weinlandschaft zeigt und gleich die náchste Seite neben einem Weinstock die Merdinger Madonna des Bildhauers Christian Wenzinger bringt, der 1710 in Ehrenstetten geboren wurde; auf das Bild des Kirchhofener Wasserschlosses des Lazarus von Schwendi folgt eine Aufnahme von dessen Grabmal in Kientzheim im ElsaB. Mit Ausschnitten des Isenheimer Altars in Colmar korrespondiert der Lettner des Breisacher Münsters; eine Aufnahme der Drei Exen bei Egisheim wird durch eine Federzeichnung Josef Viktor v. Scheffels ergánzt. Das Einst und Jetzt im Bild vermittelt Einblicke in die Geschichte, die Kamera verweilt aber auch einmal bei einer Orchidee oder Kreuzblume, bei einem wáhrschaften Z'Nüni oder dem Ritual eines Spargelessens mit Chratzete und Schinken beiderlei Gestalt, und zum Bahlinger Hoselips darf auch eine Hexe von Hans Baldung Grien nicht fehlen. Welch ein Reichtum an Schátzen der Kunst und Kultur und an Schönheit der Landschaft offenbart dieser Band, der uns das Bedeutsamste und Charakteristischste etwa zwischen den Münstern von Freiburg, Breisach, Colmar, Thann, Basel, Sáckingen und dem Dom von Arlesheim nahebringt. Johann Peter Hebel, in dessen Heimathaus zu Hausen im Wiesental wir ebenfalls in diesem Bildband geführt werden, nannte einmal den Winkel zwischen dem Fricktal und dem Sundgau „die Suppenschüssel zwischen Jura, Schwarzwald und Vogesen", und das Oberland und Basel waren für ihn „die liebsten zwischen allén Meridianen und Parallelzirkeln des groBen Erdenrundes!" Der Band „Oberrheinisches Mosaik" zeugt davon. Fritz Fischer
Vissza