Fülszöveg
ANNO DOMINI 1525 wird in der
Reichsstadt Nürnberg drei jungen
Malern der Prozeß gemacht. Die
Stadt befindet sich ökonomisch, po-
litisch und kulturell auf dem Höhe-
punkt ihrer Entwicklung und ist ein
geistiges Zentrum in Europa. Das
wirtschaftlich starke Patriziat hat
das Stadtregiment fest in der Hand
und weiß, wie mit Oppositionellen
zu verfahren ist. Da gibt es die Brü-
der Barthel und Sebald Beham und
ihren Freund Georg Pencz. Es sind
Schüler des in der Stadt besonders
angesehenen, hochberühmten Mei-
sters Albrecht Dürer. Doch jetzt ste-
hen sie als Aufrührer vor Gericht,
die gefährlichen und verderblichen
Lehren von „göttlicher Gerechtig-
keit" für den gemeinen Mann an-
hängen. Schlimmer noch: Die Men-
schen selber müßten die Gerechtig-
keit schaffen auf Erden, so meinen
sie. Und die Obrigkeit, die das nicht
zulasse, müsse als ungöttlich ver-
worfen werden. „Gottlose Maler"
also, wie ihre Ankläger es wollen?
Renate Krüger schildert in ihrem
neuen...
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Fülszöveg
ANNO DOMINI 1525 wird in der
Reichsstadt Nürnberg drei jungen
Malern der Prozeß gemacht. Die
Stadt befindet sich ökonomisch, po-
litisch und kulturell auf dem Höhe-
punkt ihrer Entwicklung und ist ein
geistiges Zentrum in Europa. Das
wirtschaftlich starke Patriziat hat
das Stadtregiment fest in der Hand
und weiß, wie mit Oppositionellen
zu verfahren ist. Da gibt es die Brü-
der Barthel und Sebald Beham und
ihren Freund Georg Pencz. Es sind
Schüler des in der Stadt besonders
angesehenen, hochberühmten Mei-
sters Albrecht Dürer. Doch jetzt ste-
hen sie als Aufrührer vor Gericht,
die gefährlichen und verderblichen
Lehren von „göttlicher Gerechtig-
keit" für den gemeinen Mann an-
hängen. Schlimmer noch: Die Men-
schen selber müßten die Gerechtig-
keit schaffen auf Erden, so meinen
sie. Und die Obrigkeit, die das nicht
zulasse, müsse als ungöttlich ver-
worfen werden. „Gottlose Maler"
also, wie ihre Ankläger es wollen?
Renate Krüger schildert in ihrem
neuen Buch die geistigen Auseinan-
dersetzungen und Kämpfe, die der
revolutionären Erhebung der unter-
drückten Volksmassen im Großen
Deutschen Bauernkrieg vorangin-
gen. Sie führt uns von der weiten
ungarischen Puszta, in der eben ein
Bauernaufstand blutig niedergewor-
fen wurde, in das Gewimmel der
wohlhabenden großen Stadt, in die
Häuser der Patrizier wie Willibald
Pirckheimer und in die Hütten der
Armen, in die Werkstatt Dürers und
in das Wirtshaus in der Wöhrd, den
Treffpunkt derer, die das Unrecht
nicht mehr dulden wollen. Ein rei-
cher Narr, der eine neue nürnbergi-
sche Weltchronik schreiben will,
lernt von den drei gottlosen Malern
und einem ungarischen Bauern, den
die Herren grausam verstümmelt
haben, daß nicht heiteres Darüber-
stehen und Spottlust eine neue Welt
schaffen, sondern die Klarheit des
Gedankens und der Mut zur Ent-
scheidung.
Vissza