Fülszöveg
An einem Weihnachtsabend saß Mrs.
Parkington vor ihrem Spiegel, eine
kleine Flasche Champagner neben sich,
und blickte hinaus in das Schneegestö-
ber. Wieviele Erinnerungen vermoch-
ten doch diese leise niedersinkenden
Flocken wachzurufen . Verwitwete
alte Damen pflegen im allgemeinen
über einen reichen Schatz an Erin-
nerungen zu verfügen, doch Erinnerun-
gen so voll Romantik und Abenteuer
wie die Mrs. Parkingtons waren selten,
kaum jemand konnte auf ein so be-
wegtes Leben zurückblicken wie diese
nun vierundachtzigjährige, eigenwillige
Frau, die nach wie vor weder ihren Reiz
noch ihre Tatkraft eingebüßt hatte.
Sie war in Leaping Rock, in Nevada,
geboren worden und im Grand Hotel
dieses Ortes, das man jedoch eher eine
kleine Pension hätte nennen können,
aufgewachsen, wo sie mit ihrer Mutter
tagtäglich für die Männer sorgte, die
im nahen Bergwerk arbeiteten. Ihr
Vater, den sie sehr liebte, überwachte
dort das Ein- und Ausfahren der Berg-
leute, ohne es...
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Fülszöveg
An einem Weihnachtsabend saß Mrs.
Parkington vor ihrem Spiegel, eine
kleine Flasche Champagner neben sich,
und blickte hinaus in das Schneegestö-
ber. Wieviele Erinnerungen vermoch-
ten doch diese leise niedersinkenden
Flocken wachzurufen . Verwitwete
alte Damen pflegen im allgemeinen
über einen reichen Schatz an Erin-
nerungen zu verfügen, doch Erinnerun-
gen so voll Romantik und Abenteuer
wie die Mrs. Parkingtons waren selten,
kaum jemand konnte auf ein so be-
wegtes Leben zurückblicken wie diese
nun vierundachtzigjährige, eigenwillige
Frau, die nach wie vor weder ihren Reiz
noch ihre Tatkraft eingebüßt hatte.
Sie war in Leaping Rock, in Nevada,
geboren worden und im Grand Hotel
dieses Ortes, das man jedoch eher eine
kleine Pension hätte nennen können,
aufgewachsen, wo sie mit ihrer Mutter
tagtäglich für die Männer sorgte, die
im nahen Bergwerk arbeiteten. Ihr
Vater, den sie sehr liebte, überwachte
dort das Ein- und Ausfahren der Berg-
leute, ohne es jemals weiter zu bringen,
nicht einmal zum Aufseher, denn er
hatte keinen Ehrgeiz, wie Auguste Par-
kington, dem ein großer Teil der Minen
gehörte, nach Edelmetallen zu schürfen,
in der Hoffnung, einst ebenfalls reich
zu werden. Sie kannte Major Parking-
ton sehr gut, denn er mochte sie schon
in ihrer Kindheit gut leiden und plau-
derte oft mit ihr in seiner charmanten
Art, die jede Frau bezauberte.
Jeden Morgen, wenn die Sonne auf-
ging, stand sie bereits am Fenster und
packte die Brote für die Bergleute ein.
Auch jener Tag, an dem sich die Ex-
plosion ereignete, begann genau wie
jeder andere. Als alle gegangen waren,
stand sie allein in der Küche und
schälte Kartoffeln. Sie hatte eben ihre
Arbeit beendet, als sie die Rauchwolken
sah und vom Luftdruck der Explosion
zu Boden geschleudert wurde. Ihr ein-
ziger Gedanke war: „Sie sind alle dort
oben, Ma und Pa und der Major. Sie
sind alle tot." Major Parkington war
jedoch unversehrt geblieben und nahm
die junge Waise aus ihrem einfachen
Heim mit sich in eine für sie völlig
neue Welt.
Als Frau, dieses sagenhaft reichen, gut
aussehenden Mannes, hatte für sie ein
neuer Lebensabschnitt begonnen, und
während sie die der Hochzeit folgen-
den Jahre an sich vorüberziehen ließ,
erkannte Mrs. Parkington, daß ihr
Leben niemals einfach und stets voll
Überraschungen gewesen war.
Vissza