Die Essais

Fülszöveg

Die Essais sind ein Weltbuch geworden. Sie strahlen einen eigentümlichen Reiz aus, für den sich die verschiedenartigsten Leser empfánglich gezeigt habén, auch solche, die man sonst nicht unter dem Publikum eines Philosophen zu finden pflegt. Es ist ein Reiz, der nicht so sehr am Gedachten haftet als an der Beweglichkeit eines D^nkens, das weiter schwingt als die einzelnen, aus dem Moment erzeugten, dann wieder fallengelassenen Gedanken. Auch die Art, wie Montaigne spricht, gehört zu jenem Reiz: ein Sprechen voller Anschaulichkeit, mit sehr viel Ironie, nie parhetisch, bar jeder Phrase, meist vertraulich und entspannt, dabei stellenweise mit betráchtlichen Tiefen, ohne doch irgendwelchen Aufwand mit ihnen zu treiben. Er hat eine verblüffende Bereitschaft für die Widersprüchlichkeit seiner selbst und der Dinge,
und es ist, als ob er sich erst im Genufi der Allwidersprüchlichkeit so recht wohl fühlte. Auch fehlt jedes Aufnötigen-Wollen eigener Meinung und jedes Rechthaben-Wollen.... Tovább

Fülszöveg

Die Essais sind ein Weltbuch geworden. Sie strahlen einen eigentümlichen Reiz aus, für den sich die verschiedenartigsten Leser empfánglich gezeigt habén, auch solche, die man sonst nicht unter dem Publikum eines Philosophen zu finden pflegt. Es ist ein Reiz, der nicht so sehr am Gedachten haftet als an der Beweglichkeit eines D^nkens, das weiter schwingt als die einzelnen, aus dem Moment erzeugten, dann wieder fallengelassenen Gedanken. Auch die Art, wie Montaigne spricht, gehört zu jenem Reiz: ein Sprechen voller Anschaulichkeit, mit sehr viel Ironie, nie parhetisch, bar jeder Phrase, meist vertraulich und entspannt, dabei stellenweise mit betráchtlichen Tiefen, ohne doch irgendwelchen Aufwand mit ihnen zu treiben. Er hat eine verblüffende Bereitschaft für die Widersprüchlichkeit seiner selbst und der Dinge,
und es ist, als ob er sich erst im Genufi der Allwidersprüchlichkeit so recht wohl fühlte. Auch fehlt jedes Aufnötigen-Wollen eigener Meinung und jedes Rechthaben-Wollen. Hierwird nicht doziert. In ihrem Kerne sind die Essais ein Selbstgesprách. Von niemandem erwarten sie mehr als die Geneigtheit, zuzuhören, was sie sagen. Ja, sie setzen sogar diese Geneigtheit nur zweifelnd voraus. Sie wollen schliefílich nichts anderes, als mit sich selber ins kla* re zu kommen und nebenbei andere einzuladen, es auf ihre Weise ebenfalls zu tun. Hugó Friedrich Vissza