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Meine Weltansicht Dieses Werk ist das philosophische Testament des Nobelpreistrágers Erwin Schrödinger, das er 1925 begonnen hatte und dessen EndkapiteJ er 1960 verfaftte, kurz vor seinem Tode und im Bewufitsein der gestundeten Frist. „Die Welt kann verstanden werden'4, hiefí die Grundweisheit jenes Weltreiches einer tátigen Weisheit, das von der Magna Graecia Siziliens bis China reichte, vom Schöpfer der Atomlehre Demokrit bis zu der realistischen Ethik des Kon-fu-tse. In diesem Reich, in dem man die Frage nach der Existenz der Götter an den gleichen Mann richten konnte, von dem man auch über den Gang der Gestirne, über Seele und Leib, über Staatslehre und Poesie Auskunfl erhielt, wird man die gröfíere, geistige Heimat Erwin Schrödingers finden können wie die Leonardo da Vincis oder Goethes vor ihm. Aus seinem philosophischen Testament spricht das jahrtausendealte Streben, hinter aller Mannigfaltigkeit das Eine zu sehen, über dem Teil das Ganzé nicht zu vernachlássigen....
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Meine Weltansicht Dieses Werk ist das philosophische Testament des Nobelpreistrágers Erwin Schrödinger, das er 1925 begonnen hatte und dessen EndkapiteJ er 1960 verfaftte, kurz vor seinem Tode und im Bewufitsein der gestundeten Frist. „Die Welt kann verstanden werden'4, hiefí die Grundweisheit jenes Weltreiches einer tátigen Weisheit, das von der Magna Graecia Siziliens bis China reichte, vom Schöpfer der Atomlehre Demokrit bis zu der realistischen Ethik des Kon-fu-tse. In diesem Reich, in dem man die Frage nach der Existenz der Götter an den gleichen Mann richten konnte, von dem man auch über den Gang der Gestirne, über Seele und Leib, über Staatslehre und Poesie Auskunfl erhielt, wird man die gröfíere, geistige Heimat Erwin Schrödingers finden können wie die Leonardo da Vincis oder Goethes vor ihm. Aus seinem philosophischen Testament spricht das jahrtausendealte Streben, hinter aller Mannigfaltigkeit das Eine zu sehen, über dem Teil das Ganzé nicht zu vernachlássigen. Schonungslos analysiert Schrödinger ein Weltbild, an dessen Erschafíung er selbst mafígebüch beteiligt ist, weifi er die Doppelnatur des Menschen zu deuten, ver-
(Fortsetzung von der ersten Umsélagklappe) ankert er den „eingestandenermafien unbegreiflichen" Kantschen Imperativ im Umkreis der Biologie. Schrödinger setzt sich mit Demokrit, Epikur, Lukrez, Háckel, Spinoza und Bertrand Russeli auseinander. Er spricht von der „vorgeblichen Gerechtigkeit des Weltlaufs, die nicht zu retten ist'' und lehnt die Erlösungslehre des Veda ebenso ab wie Luthers These von der Erlösung durch Giauben und die Augustinische Gnadenwahl. In den Ideen von der „Gemeinschaft und Gemeinsamkeit aller" sieht Schrödinger blofi eine Ersatzethik, wenn auch einzig und alléin diese Utilitátsmoral dafür garantiert, dafi wir hienieden einander nicht nur wehtun und bekámpfen, sondern auch gegenseitig helfen, erfreuen und zuhören. In wunderbar dichterischer und allgemein verstándlicher Sprache ist Erwin Schrödingers „Weltansicht" ahgefafit. Bescheiden vermerkt er, dafi es nach seiner Záhlung „etwa 28.000 bis 29.000 Worte" sind, „nicht viel für eine Weltansicht". Als Franz Theodor Csokor, wenige Tage vor Schrödingers Tod, das Vermáchtnis des Freundes in Hánden hielt, war er, nach seinen eigenen Worten, von áhnlicher Ehrfurcht ergriffen wie jener wahrheitsliebende Jünger der Wissenschaft, der Galileis „Discorsi" heimlich ins Ausland schaffte.
Vissza