Fülszöveg
Wie lernen wir die „Kunst des Liebens", wie Erich Fromm dies einst genannt hat?
„Nur indem wir lieben", sagt Wilfried Nelles, „denn nur die Liebe kann von innen her Zusammenhalt und Sinn schaffen. Das ist es, was eine langfristige Liebesbeziehung mit uns macht und uns abverlangt: Sie lässt uns aus der Liebe herausfallen und ruft uns wieder und wieder und wieder zurück. Genau dadurch reift und wächst die Liebe - und verändert sich."
Nelles verbindet in diesem Buch seine langjährige Erfahrung als Familiensteiler mit einer phänomenologischen Betrachtung der Sexualität, die beim Leser viele Aha-Erlebnisse auslöst. Er würdigt die Bedeutung der Sexualität als Urkraft allen Lebens, die aber nur überleben könne, wenn sie in die Liebe eingebunden wird. Die Liebe selbst hat jedoch nur eine Zukunft, wenn sie über die herrschenden kindlichen und jugendlichen Vorstellungen hinauswächst und erwachsen wird.
„Es geht bei der Liebe nicht primär darum, geliebt zu werden. Das wünschen sich...
Tovább
Fülszöveg
Wie lernen wir die „Kunst des Liebens", wie Erich Fromm dies einst genannt hat?
„Nur indem wir lieben", sagt Wilfried Nelles, „denn nur die Liebe kann von innen her Zusammenhalt und Sinn schaffen. Das ist es, was eine langfristige Liebesbeziehung mit uns macht und uns abverlangt: Sie lässt uns aus der Liebe herausfallen und ruft uns wieder und wieder und wieder zurück. Genau dadurch reift und wächst die Liebe - und verändert sich."
Nelles verbindet in diesem Buch seine langjährige Erfahrung als Familiensteiler mit einer phänomenologischen Betrachtung der Sexualität, die beim Leser viele Aha-Erlebnisse auslöst. Er würdigt die Bedeutung der Sexualität als Urkraft allen Lebens, die aber nur überleben könne, wenn sie in die Liebe eingebunden wird. Die Liebe selbst hat jedoch nur eine Zukunft, wenn sie über die herrschenden kindlichen und jugendlichen Vorstellungen hinauswächst und erwachsen wird.
„Es geht bei der Liebe nicht primär darum, geliebt zu werden. Das wünschen sich Kinder, und wer als Erwachsener diesem Wunsch Priorität einräumt, bleibt kindlich. Selbstverständlich möchte jeder auch geliebt werden, der Wunsch ist da und völlig in Ordnung. Aber er darf nicht im Vordergrund stehen, denn wenn wir Liebe bekommen wollen, verfehlen wir sie. Es geht darum zu lieben. Denn Liebe entsteht im Lieben."
Freie Liebe
Augen-Blicke
Ich war Anfang zwanzig, Student im dritten Semester und wie üblich am Wochenende zu Hause im Elternhaus. Seit einigen Wochen traf ich mich mit einem Mädchen - mal gingen wir ins Kino, mal auf eine Fete. Sie war wohl in mich verliebt, ich hingegen fand sie zwar ganz nett, wollte aber eigentlich nur etwas weibliche Gesellschaft. An diesem Samstag waren wir auf einer Schülerfete meines ehemaligen Gymnasiums. Ich weiß nicht mehr, wieso ich überhaupt dorthin gegangen bin - ich hatte nämlich beim Abitur geschworen, dieses Gebäude nie mehr zu betreten. Ich habe das auch dreißig Jahre lang nicht mehr getan. Aber an jenem Abend bin ich aus unerfindlichen Gründen -vielleicht weil meine Begleiterin es wollte - auf diesen Schülerball gegangen (er fand allerdings nicht im Schulgebäude statt, so dass ich es so gerade noch mit meinem Vorsatz vereinbaren konnte). Ich glaube, ich habe mich ziemlich gelangweilt. Es gibt allerdings einen Moment, an den ich mich immer noch erinnere: Ich tanzte mit meiner Partnerin und schaute plötzlich einem Mädchen in die Augen, das einige Meter entfernt mit ihrem Freund tanzte. Es waren nur wenige Sekunden, aber ich hatte das Gefühl, dass es entscheidende Sekunden waren.
Ich hatte dieses Mädchen schon einmal von weitem gesehen und von ihr gehört. Sie hatte noch eine ältere Schwester, die beiden gingen auf das benachbarte Mädchengymnasium, sahen fast wie Zwillinge aus und waren aus-
Vissza