Künstler in Berlin

Fülszöveg

Malkultur als Verfeinerung des zeichnerisch-farbigen Ausdrucks ist das hohe Ziel. Verfeinerung bedeutet dabei deutlicheres Herausarbeiten der Formen, ihre logische Verknüpfung und schlackenfreies Verschmelzen von Farbflecken und Linien. Das alles muß unter dem Diktat des Erlebnisses geschehen, der Begeisterung für den Glanz, der alle Gegenstände überhaucht, mit dem Mut, das Erreichte aufzugeben und zu zerstören, damit etwas entsteht parallel zur Schönheit der Natur. Auch wenn man in tiefster Trauer malt, leuchten und glänzen die Gegenstände. Ich freue mich, bestätigt zu bekommen, daß auch andere Augen so sehen wie ich sehe. Soviel kann ich zur »Berliner Schule« sagen.
Harald Metzkes im Gespräch mit Klaus Werner
In: Katalog Harald Metzkes, Galerie Arkade, Berlin 1975
Vielleicht ist das Lokalstilistische in Berlin heute weniger auffällig als in anderen Kunstzentren der DDR , aber dennoch ist es da. Das Berlinische lebt. Wie eh und je liegt es in der Poesie des Nüchternen, die... Tovább

Fülszöveg

Malkultur als Verfeinerung des zeichnerisch-farbigen Ausdrucks ist das hohe Ziel. Verfeinerung bedeutet dabei deutlicheres Herausarbeiten der Formen, ihre logische Verknüpfung und schlackenfreies Verschmelzen von Farbflecken und Linien. Das alles muß unter dem Diktat des Erlebnisses geschehen, der Begeisterung für den Glanz, der alle Gegenstände überhaucht, mit dem Mut, das Erreichte aufzugeben und zu zerstören, damit etwas entsteht parallel zur Schönheit der Natur. Auch wenn man in tiefster Trauer malt, leuchten und glänzen die Gegenstände. Ich freue mich, bestätigt zu bekommen, daß auch andere Augen so sehen wie ich sehe. Soviel kann ich zur »Berliner Schule« sagen.
Harald Metzkes im Gespräch mit Klaus Werner
In: Katalog Harald Metzkes, Galerie Arkade, Berlin 1975
Vielleicht ist das Lokalstilistische in Berlin heute weniger auffällig als in anderen Kunstzentren der DDR , aber dennoch ist es da. Das Berlinische lebt. Wie eh und je liegt es in der Poesie des Nüchternen, die der bedeutenden Pose und dem Höhenflug des Bloß-Geistigen mißtraut. Aus dieser Position heraus haben schon Schadow, Menzel und Liebermann gearbeitet. Mit dem Pathos hatten sie nichts im Sinn, und Theodor Fontane war in diesem Kampf ihr Sekundant, indem er schrieb, »großer Stil« sei »soviel wie vorbeigehen an allem, was die Menschen eigentlich interessiert«. Daß es in Berlin das herkömmliche Berlinische weiterhin gibt, ist also gut, aber gut ist es auch, daß es in Berlin nicht erst seit heute auch das - wenn man so sagen darf - »Nicht-Berlinische« gibt. Biedermeierliche Selbstgenügsamkeit gilt längst nicht mehr. Verhältnisse der Wechselwirkung, der Kontraste, ja der schöpferischen Spannung stimulieren die Kunst. Deshalb drängt sie von sich aus weg vom Unisonen, hin zur Vielfalt.
Günter Feist im Vorwort zum Katalog »Kunstausstellung der Hauptstadt der DDR Berlin 1977« Vissza