Fülszöveg
Ein Mann mittleren Alters macht Urlaub am nördlichen Ende Jütlands. In einem Fremden, einem der anderen Feriengäste, erkennt er plötzlich, oder meint doch zu erkennen - Jörg, einen Jugendfreund. Er ist versucht, ihn anzureden, scheut aber davor zurück. Auch der andere reagiert nicht, weder das erste Mal noch bei späteren Begegnungen am Strand.
Der Zweifel, der Widerstreit zwischen Intuition und Indizienfahndung, Ahnung und Skepsis, wird zur Obsession. Um sich der Ähnlichkeit des Fremden mit dem gewesenen Freund zu vergewissern, muß der Erzähler sich die Gesichtszüge von einst vergegenwärtigen, die Bewegungen, die Momente gemeinsamen Erlebens, Licht und Schattierung längst versunkener Szenen. Die Strandgänge des beamteten Familienvaters werden zur immer neu ansetzenden Höhlenbegehung - zurück in die eigene Vergangenheit, in das Labyrinth gestorbener Tage, Stimmungen, Augenblicke. Die Bemühung um die Identifizierung des Anderen läßt die eigene Identität mehr und mehr zum...
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Fülszöveg
Ein Mann mittleren Alters macht Urlaub am nördlichen Ende Jütlands. In einem Fremden, einem der anderen Feriengäste, erkennt er plötzlich, oder meint doch zu erkennen - Jörg, einen Jugendfreund. Er ist versucht, ihn anzureden, scheut aber davor zurück. Auch der andere reagiert nicht, weder das erste Mal noch bei späteren Begegnungen am Strand.
Der Zweifel, der Widerstreit zwischen Intuition und Indizienfahndung, Ahnung und Skepsis, wird zur Obsession. Um sich der Ähnlichkeit des Fremden mit dem gewesenen Freund zu vergewissern, muß der Erzähler sich die Gesichtszüge von einst vergegenwärtigen, die Bewegungen, die Momente gemeinsamen Erlebens, Licht und Schattierung längst versunkener Szenen. Die Strandgänge des beamteten Familienvaters werden zur immer neu ansetzenden Höhlenbegehung - zurück in die eigene Vergangenheit, in das Labyrinth gestorbener Tage, Stimmungen, Augenblicke. Die Bemühung um die Identifizierung des Anderen läßt die eigene Identität mehr und mehr zum befremdlichen Phänomen werden Die Bildfragmente des Puzzlespiels der autobiographischen Recherche bieten keine ungewöhnlichen Motive. Nichts Außerordentliches hat der Erzähler erlebt. Und dennoch: die Fremdheit des ehemals Vertrauten, die Distanz zu dem einst so Nahen,
die sich wieder und wieder jählings verkürzt durch das leibhaftige Erscheinen des vermuteten Freundes, wird zum nervenzehrenden, gemütaufstörenden Prozeß, der am Ende als das Ritual eines bewußt vollzogenen Abschieds von einer Lebensphase erscheint.
Ein Buch für Literaturfreunde, die das Unspektakuläre nicht mit dem Belanglosen verwechseln; für Leser, die fähig sind, Verhaltenheit als Mittel und Reiz erzählerischer Kunst zu begreifen.
Reinhard Gröper, Jahrgang 1929, verheiratet, zwei Söhne, Jurist, lebt in Stuttgart. Der Roman »Limfjordmuscheln« ist seine erste Buchveröffentlichung.
Vissza