Johann Sebastian Bach

Fülszöveg

In einem Brief an den Verlag auBerte Albert Schweitzer sein freudiges Erstaunen darüber, dafl sein BachBuch, obwohl es nicht von einem Fachwissenschaftler stammt, auch heule noch das ungeteilte Interesse aller Freunde der Kunst des grófién Thomaskantors auf sich zieht. Bedenkt man aber, daB in nur wenigen Beispielen der Musikliteratur das für seine Zeit wissenscliaftlich Exakte in so gültiger Weise mit einer fesselnden Darstellungsweise gepaart ist wie in Schweitzers Buch, so wird das Andauern der Popularitát dieser Auseinandersetzung mit Bach über mehr als ein halbes Jahrliundert hinweg verstándlich erscheinen. Dem an aufieren Ereignissen verhiiltnismafiig armen Lehensgang des Meisters wird nur knapper Raum gegönnt. Um so eindringlicher ersclieint die Persönlichkeit des Menschen und Musikers in ihren positiven und auch negativen Zügen gezeichnet, um so grofiartiger wirkt die Darstellung des umfangreichen Bachschen Schaffens. Dieses vielfáltige Werk wird mit all seinen traditionellen
Aerwurzelungen und auffiihrungspraktischen Konsequenzen erfaBt. Wenn auch die Aufdeckung des Malerischen, des programmatischen Elements in Bachs Musik, das Hauptanliegen Schweitzers, in einigen Punkten heute überspitzt scheint, so ist doch die klare Absage Schweitzers an alle Beslrebungen, Bachs Musik zu mystifizieren und in ein Abstraktum zu verwandeln, auch heute noch von liöchster Aktualitat. Zusammen mit Schweitzers reichen Erfahrungen als ausübender Organist fügén sich diese Einsichten zu einem Bild der Bachinterpretation zusammen, das, obgleicli in Einzelheiten durch die seit dem ersten Erscheinen des Buches immer inlensiver gewordene Bachpflege íiberholt, im ganzen doch auch heute noch den groBen Leistungen der Bachforschung zuzurechnen ist, das Anregungen zu geben und die Bekanntschaft mit Bachs Werk zu vertiefen vermag. Vissza