Paul Celan: Eine Biographie seiner Jugend

Fülszöveg

Als Paul Celan im Jahr 1958 den Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen entgegennahm, sagte er in seiner Dankrede : » Die Landschaft, aus der ich zu Ihnen komme, dürfte den meisten von Ihnen unbekannt sein. Es ist die Landschaft, in der ein nicht unbeträchtlicher Teil jener chassidischen Geschichten zu Hause war, die Martin Buber uns allen auf deutsch wiedererzählt hat. Es war, wenn ich diese topographische Skizze noch um einiges ergänzen darf, das mir, von sehr weit her, jetzt vor Augen tritt, - es war eine Gegend, in der Menschen und Bücher lebten.« In dieser Gegend, der Bukowina, und ihrem kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt, der Hauptstadt Czernowitz, hat Celan fast die ganze erste Hälfte seines Lebens verbracht, ehe er, von den drückenden politischen Verhältnissen im Rumänien der Nachkriegszeit getrieben, 1947 auch seine neue Wohn- und Wirkungsstätte Bukarest aufgab, um, nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Wien, schließlich in Paris den Ort zu finden, an dem... Tovább

Fülszöveg

Als Paul Celan im Jahr 1958 den Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen entgegennahm, sagte er in seiner Dankrede : » Die Landschaft, aus der ich zu Ihnen komme, dürfte den meisten von Ihnen unbekannt sein. Es ist die Landschaft, in der ein nicht unbeträchtlicher Teil jener chassidischen Geschichten zu Hause war, die Martin Buber uns allen auf deutsch wiedererzählt hat. Es war, wenn ich diese topographische Skizze noch um einiges ergänzen darf, das mir, von sehr weit her, jetzt vor Augen tritt, - es war eine Gegend, in der Menschen und Bücher lebten.« In dieser Gegend, der Bukowina, und ihrem kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt, der Hauptstadt Czernowitz, hat Celan fast die ganze erste Hälfte seines Lebens verbracht, ehe er, von den drückenden politischen Verhältnissen im Rumänien der Nachkriegszeit getrieben, 1947 auch seine neue Wohn- und Wirkungsstätte Bukarest aufgab, um, nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Wien, schließlich in Paris den Ort zu finden, an dem er von 1948 bis zu seinem Tod leben sollte. Die Celan-Forschung hat des öfteren auf die Bedeutung dieses Herkunftsortes hingewiesen, an dem Celan, Sohn jüdischer Eltern, sich seine deutsche Muttersprache im Umkreis anderer Sprachen, vor allem des Rumänischen, und trotz ihres, wie er sagte »todbringenden« Gebrauchs während der Herrschaft des Nationalsozialismus als Instrument seiner Dichtung gewann. Auch über den jüdischen, vom Chassidismus beeinflußten Hintergrund des Celanschen Werks liegen bereits Untersuchungen vor. Bei diesen Bemühungen, einen mit dem Biographischen in engem Zusammenhang stehenden Bereich zu erhellen, mußte sich die Forschung bisher mit einem dürren Gerüst bekannter Lebensdaten begnügen. Israel Chalfen, dem 1909 in Paltinossa (Bukowina) geborenen Autor von Celans Vissza