Gaudi

Fülszöveg

GAUDI
Ignasi de Solä-Morales
Mit 204 Abbildungen, davon 154 in Farbe
Antoni Gaudi (1852-1926) war zweifellos einer der eigenwilligsten und fantasievollsten Architekten Europas. Alptraumähnliche Mischungen aus allen Epochen und Ländern, aus orientalischer Pracht und europäischer Zweckmäßigkeit scheinen die Gesetze der Statik aus den Angeln zu heben. Er wollte die Natur nachahmen und verherrlichen. Jeder Bau sollte mit Wurzeln und Blüten einem Baum vergleichbar sein: »Die organische Welt kennt keine gerade Linie.« Man hat ihn daher den Prototyp eines Jugendstil-Architekten genannt, aber in Wahrheit weist er mit seiner symbolischen und surrealistischen Szenerie weit darüber hinaus.
Gaudis Bauten in Barcelona - zu seinen Lebzeiten oft verständnislos kritisiert -sind heute so populär wie die Bauten Ludwigs II. Hunderttausende von Tburisten bestaunen jährlich die wie Gespenster verkleideten Kamine der Casa Mila, die farbigen, schlangenförmig gewundenen Keramikbänke auf den... Tovább

Fülszöveg

GAUDI
Ignasi de Solä-Morales
Mit 204 Abbildungen, davon 154 in Farbe
Antoni Gaudi (1852-1926) war zweifellos einer der eigenwilligsten und fantasievollsten Architekten Europas. Alptraumähnliche Mischungen aus allen Epochen und Ländern, aus orientalischer Pracht und europäischer Zweckmäßigkeit scheinen die Gesetze der Statik aus den Angeln zu heben. Er wollte die Natur nachahmen und verherrlichen. Jeder Bau sollte mit Wurzeln und Blüten einem Baum vergleichbar sein: »Die organische Welt kennt keine gerade Linie.« Man hat ihn daher den Prototyp eines Jugendstil-Architekten genannt, aber in Wahrheit weist er mit seiner symbolischen und surrealistischen Szenerie weit darüber hinaus.
Gaudis Bauten in Barcelona - zu seinen Lebzeiten oft verständnislos kritisiert -sind heute so populär wie die Bauten Ludwigs II. Hunderttausende von Tburisten bestaunen jährlich die wie Gespenster verkleideten Kamine der Casa Mila, die farbigen, schlangenförmig gewundenen Keramikbänke auf den Aussichtsterrassen in Barcelonas schönstem Park Güell oder die Casa Batllö, genannt das »Haus der Augenbrauen«.
Aber Gaudi baute nicht nur Paläste für die Reichen. Unübersehbar für jeden Besucher Barcelonas ist sein Hauptwerk: Der Tfempel Sagrada Familia (Die heilige Familie) mit den acht maiskolbenähnlichen Türmen, den Glasscherbenmosaiken und naturalistischen Tierfiguren. Gaudi, selbst ein in großer Bescheidenheit und Zurückgezogenheit lebendem frommer Katalane, wollte hier - nur durch die Spenden von Gläubigen und Reichen - einen steinernen Kirchenwald für die Armen schaffen. Dreizehntausend Menschen sollten in diesem, alle herkömmlichen Dimensionen sprengenden Bau Platz finden. Aber dieser Bau ist bis heute der größte Tbrso der modernen Architektur geblieben. Fünfzig Architekten, Steinmetzen und Bildhauer arbeiten an der Fertigstellung der Kirche weiter; die noch kein Schiff, kein Dach und keinen Eingang hat, finanziert wie früher allein durch Spenden und Eintrittsgelder Gaudi war mehr als ein Architekt mit ausgefallenen Ideen. Er bezog auch die moderne Tfechnik ein und war seiner Zeit in vielem voraus: Er erfand den Müllschlucker konstruierte Wohnungen mit verstellbaren Wänden und baute die erste Vissza