Hoffnung aus der Vergangenheit

Fülszöveg

Mehr als 60 Jahre nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie kommt in den ehemaligen italienischen Provinzen des Habsburgerreiches der Doppeladler als Autoaufkleber wieder zu Ehren, gilt das »Gott erhalte« als Protesthed gegen den nationalen Einheitsstaat Italien, begeht Friaul alljährlich den Geburtstag Kaiser Franz Josephs in einem mehrtägigen Volksfest, feiern Mailand, Várese, Triest und Görz »ihre« Kaiserin Maria Theresia in großangelegten Ausstellungen und Symposien, gedenken die »Österreicher italienischer, friulanischer und slowenischer Muttersprache« der Gefallenen der k. u. k. Armee, sind Wien und Österreich Dauerbrenner auf dem Buchmarkt, werden die Denkmäler der Habsburgerherrscher aus den Depots der Museen hervorgeholt, um in feierlichen Staatsakten wieder auf öffentlichen Plätzen aufgestellt zu werden, mischt eine Meinungs- und Sammlungsbewegung unter dem »Provokationssymbol« des habsburgischen doppelköpfigen Wappenvogels in der oberitalienischen Regionalpolitik mit,... Tovább

Fülszöveg

Mehr als 60 Jahre nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie kommt in den ehemaligen italienischen Provinzen des Habsburgerreiches der Doppeladler als Autoaufkleber wieder zu Ehren, gilt das »Gott erhalte« als Protesthed gegen den nationalen Einheitsstaat Italien, begeht Friaul alljährlich den Geburtstag Kaiser Franz Josephs in einem mehrtägigen Volksfest, feiern Mailand, Várese, Triest und Görz »ihre« Kaiserin Maria Theresia in großangelegten Ausstellungen und Symposien, gedenken die »Österreicher italienischer, friulanischer und slowenischer Muttersprache« der Gefallenen der k. u. k. Armee, sind Wien und Österreich Dauerbrenner auf dem Buchmarkt, werden die Denkmäler der Habsburgerherrscher aus den Depots der Museen hervorgeholt, um in feierlichen Staatsakten wieder auf öffentlichen Plätzen aufgestellt zu werden, mischt eine Meinungs- und Sammlungsbewegung unter dem »Provokationssymbol« des habsburgischen doppelköpfigen Wappenvogels in der oberitalienischen Regionalpolitik mit, werden Identitätskarten und Münzen - die »neue Krone« - für einen zukünftigen großösterreichischen Bundesstaat - »Confoederatio Mitteleuro-pea« - ausgegeben.
600 Jahre nach dem freiwilligen Anschluß Triests an Österreich und rund viereinhalb Jahrhunderte nachdem die Grafschaft Görz-Gradiska - Ostfriaul - durch Erbschaftsverträge an Kaiser Maximilian I. gelangte, dreht sich in der Autonomen Provinz Friaul-Julisch Venetien, aber auch im einstigen Welschtirol das Rad der Geschichte zurück - scheinbar! Eine langlebige nostalgische Modeerscheinung? Vereinsmeierei von Ewiggestrigen? Ein schizophrener Zug oder ein Machtfaktor in der italienischen Politik? Bloße Sehnsucht nach der Zugehörigkeit zum mitteleuropäischen Kulturraum? Die (zu) späte Erkenntnis, daß der gewaltsame Austritt aus der österreichischen Völkerfamilie nicht nur Vorteile gebracht hat, die Erkenntnis, daß das wahre Vateriand der Triestiner und Furianer im Norden liegt? Hat der Doppeladler im einstigen Empo-rium der österreichischen Adria noch Krallen? Vissza