Fülszöveg
Mit <Wendekreis des Steinbocks) liegt hier nach <Wendekreis des Krebses> der zweite Band von Henry Millers großem romanhaft-autobiographisdiem Bericht vor. Versuch einer Ortsbestimmung des Menschen unserer Zeit.
«Die <Wendekreise> dürften neben der Novellensammlung <Sdiwarzer Frühling> Henry Millers wichtigste, weil kompromißloseste Werke bleiben. Gerade im Nebeneinander von obszönem Detail und daseinstrunkenem Verkündigungsanspruch enthüllt sich Miller als Moralist. Sein Kosmos besteht aus Himmel und Hölle, beides noch buchstäblich genommen. Sein Dualismus zwischen Gut und Böse kämpft sich unmittelbar in den Seiten des <Steinbocks> aus - ein immer wieder faszinierendes Schauspiel von unheimlicher Sprachgewalt, zugleich gefaßt als eine Art von Abgesang auf die abendländische Kultur und eine Kritik an der sterilen Zivilisation, die statt dessen aus Amerika über die Welt hineinbricht. Das Purgatorium der <Moderne> ist niemals ersdireckender in Flammen gesetzt worden. Henry Miller...
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Fülszöveg
Mit <Wendekreis des Steinbocks) liegt hier nach <Wendekreis des Krebses> der zweite Band von Henry Millers großem romanhaft-autobiographisdiem Bericht vor. Versuch einer Ortsbestimmung des Menschen unserer Zeit.
«Die <Wendekreise> dürften neben der Novellensammlung <Sdiwarzer Frühling> Henry Millers wichtigste, weil kompromißloseste Werke bleiben. Gerade im Nebeneinander von obszönem Detail und daseinstrunkenem Verkündigungsanspruch enthüllt sich Miller als Moralist. Sein Kosmos besteht aus Himmel und Hölle, beides noch buchstäblich genommen. Sein Dualismus zwischen Gut und Böse kämpft sich unmittelbar in den Seiten des <Steinbocks> aus - ein immer wieder faszinierendes Schauspiel von unheimlicher Sprachgewalt, zugleich gefaßt als eine Art von Abgesang auf die abendländische Kultur und eine Kritik an der sterilen Zivilisation, die statt dessen aus Amerika über die Welt hineinbricht. Das Purgatorium der <Moderne> ist niemals ersdireckender in Flammen gesetzt worden. Henry Miller ist ein abendländischer Geist von nun schon beinahe <klassischer> Observanz, ein gläubiger, altmodischer, bewußt sein schwarz-weißes Weltbild verteidigender Kämpe und, so seltsam es klingt, als Amerikaner einer der letzten Europäer.»
Die Bücherkommentare, Berlin
«Hier soll für Henry Miller, für seinen Wendekreis des Steinbocks> eine Lanze gebrochen werden, für einen Roman des Zorns und der Trauer, für ein Buch über Kindheit und Welterfahrung eines Dichters. Hier hat einer seine Philosophie niedergeschrieben. Einer, der nicht von ungefähr schreibt, daß Bergsons Buch von der Schöpferischen Entwicklung) ihm wie eine neue Bibel erschienen sei; auch wenn dabei der <Llan vital> eine eigene, unorthodoxe Interpretation erfährt. Nicht der Leib ist der Widersacher der Seele, sondern der Verstand stellt sich quer. Er blockiert und verfälscht. Dies ist die Lehre, die Henry Miller aus seinem Leben zog. Miller leuchtet die dunklen Ecken aus, reißt alle Tücher der Scham hinweg und spottet aller Feigenblätter. Er ist Nihilist und ist Gläubiger. Er zerstört die Welt, um sie neu wiederaufzubauen. Besser und schöner, trotzdem. Ein Sozialutopist in einem Land, das sich gerne unbegrenzte Möglichkeiten bestätigt und sich apostrophieren läßt als Gottes eigenes Land. Im <Wendekreis des Steinbocks» nennt Miller sich den einzigen Dadaisten Amerikas, doch mehr noch ist in seinem Buch vom Pathos des Expressionismus. Das Erbe des Walt Whitman ist angetreten.»
8-Uhr-Blatt!Abendzeitung, München
Vissza