Fülszöveg
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Frankreich 1934 bis 1936: Massendemonstrationen gegen faschistische Organisationen und ihren Putschversuch bestimmen die politische Landschaft, die beiden Linksparteien, die SFIO und die FKP, finden zur Aktionseinheit und beziehen die bürgerliche Radikale Partei in den Kampf gegen den Faschismus ein. Es entsteht die Front populaire, die Volksfront. Im Mai 1936 gewinnt dieses Bündnis die Parlamentswahlen.
Damit wird der weitere Siegeszug des Faschismus in Europa, 1922 Italien und 1933 Deutschland, vorübergehend gestoppt, der die Spaltung der Arbeiterbewegung und die Desorientierung demokratischer Mittelschichten ausgenutzt hatte.
Der Wahlsieg der französischen Volksfront wurde u.a. möglich, weil die FKP ihre tief verwurzelten Vorbehalte gegenüber der Verteidigung der bürgerlichen Demokratie und ihre sektiererischen Grundsätze und Praktiken gegenüber den Sozialisten überwand und die originäre Volksfrontorientierung kreierte, die nach Überwindung dogmatischer Kräfte in der...
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Frankreich 1934 bis 1936: Massendemonstrationen gegen faschistische Organisationen und ihren Putschversuch bestimmen die politische Landschaft, die beiden Linksparteien, die SFIO und die FKP, finden zur Aktionseinheit und beziehen die bürgerliche Radikale Partei in den Kampf gegen den Faschismus ein. Es entsteht die Front populaire, die Volksfront. Im Mai 1936 gewinnt dieses Bündnis die Parlamentswahlen.
Damit wird der weitere Siegeszug des Faschismus in Europa, 1922 Italien und 1933 Deutschland, vorübergehend gestoppt, der die Spaltung der Arbeiterbewegung und die Desorientierung demokratischer Mittelschichten ausgenutzt hatte.
Der Wahlsieg der französischen Volksfront wurde u.a. möglich, weil die FKP ihre tief verwurzelten Vorbehalte gegenüber der Verteidigung der bürgerlichen Demokratie und ihre sektiererischen Grundsätze und Praktiken gegenüber den Sozialisten überwand und die originäre Volksfrontorientierung kreierte, die nach Überwindung dogmatischer Kräfte in der Führung der Kommunistischen Internationalen 1935 auf deren VII. Kongress verallgemeinert wurde.
Die erste Regierung des Sozialisten Léon Blum (1936-37) verwirklichte den überwiegenden Teil des Volksfrontprogramms, und rang der konsternierten Bourgeoisie bedeutende soziale Errungenschaften ab, u.a. Selbstverwaltung der Sozialversicherung. Die französische Volksfront zeigte eine demokratische Alternative zum Faschismus und hatte international eine mobilisierende Wirkung. Die Aggressoren jenseits des Rheins und der Alpen reagierten betroffen.
Indem Blum für die Nichteinmischung in den durch den Franco-Putsch ausgelösten spanischen Bürgerkrieg eintrat, eine „Pause" in der Verwirklichung des Volksfront-Programms einlegte, wich er vor dem Druck der englischen Regierung und der eigenen Bourgeoisie zurück, die zu Konzessionen gegenüber Hitler bereit waren. Diese Abkehr von den Prinzipien der Front populaire wurde von der FKP abgelehnt, wobei viele ihrer Impulse durch den Nichteintritt in die Regierung Blum verpufften.
Beginnend mit der Außenpolitk Blums und Delbos' von 1936-37 wurde es unterlassen, den französisch-sowjetischen Vertrag von 1935 durch ein Militärabkommen zu vervollständigen, der auch einen Schutz für Polen und die CSR gegenüber deutscher Agression dargestellt hätte. Nachdem die Volksfront sich bereits in der Regierungszeit Chautemps (1937-38) rückläufig entwickelt hatte, zerbrach sie unter Daladier insbesondere infolge des Münchener Verrats an der CSR (Sept. 1938), der von den Bündnispartnern der FKP gebilligt wurde.
Diese umfassende Arbeit über Entstehung, Leistungen und Defizite der französischen Volksfront ist das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit und der Auswertung franzö-y sischer Archive.
Der Autor Heinz Köller, Prof em. an der Humboldt Universität und Gastprofessor an der Sorbonne, ist durch eine Vielzahl von Publikationen zur Geschichte Frankreichs hervorgetreten u.a.: „Frankreich zwischen Faschismus und Demokratie (1932-1934)" und „T^rankreich, ein historischer Abriß" in vier Auflagen.
Vissza