Fülszöveg
Heinrich Heine hat das Buch der Lieder, das 1827 zuerst erschien,
als sein »Hauptbuch« betrachtet und geplant. In ihm wird das
Thema unglücklicher Liebe zum Kristallisationskern der Aus-
einandersetzung mit der Wirklichkeit. Heine greift vielfach auf
überlieferte lyrische Formen und Redeweisen zurück, variiert und
kritisiert sie jedoch in dem Bewußtsein, daß die poetisch vermit-
telte vor der »wirklichen« Welt standhalten muß. Daraus entsteht
der eigentümliche »Heine-Ton«, der von der Romantik geprägte
Lesererwartungen mitunter enttäuscht.
Das Buch der Lieder galt auch vielen Zeitgenossen als Heines
Hauptbuch, für sie wurde es zum Inbegriff des Lyrischen, und
wirklich ist die deutsche Sprache selten so mühelos und klangvoll
gehandhabt worden wie in diesen Gedichten. Maßgebend für das
Bild, das man sich später vom Lyriker Heine machte, waren unge-
zählte Vertonungen und zahlreiche populäre Anthologien, die in-
dessen dem »entdornten« Heine den Vorzug gaben. Was für...
Tovább
Fülszöveg
Heinrich Heine hat das Buch der Lieder, das 1827 zuerst erschien,
als sein »Hauptbuch« betrachtet und geplant. In ihm wird das
Thema unglücklicher Liebe zum Kristallisationskern der Aus-
einandersetzung mit der Wirklichkeit. Heine greift vielfach auf
überlieferte lyrische Formen und Redeweisen zurück, variiert und
kritisiert sie jedoch in dem Bewußtsein, daß die poetisch vermit-
telte vor der »wirklichen« Welt standhalten muß. Daraus entsteht
der eigentümliche »Heine-Ton«, der von der Romantik geprägte
Lesererwartungen mitunter enttäuscht.
Das Buch der Lieder galt auch vielen Zeitgenossen als Heines
Hauptbuch, für sie wurde es zum Inbegriff des Lyrischen, und
wirklich ist die deutsche Sprache selten so mühelos und klangvoll
gehandhabt worden wie in diesen Gedichten. Maßgebend für das
Bild, das man sich später vom Lyriker Heine machte, waren unge-
zählte Vertonungen und zahlreiche populäre Anthologien, die in-
dessen dem »entdornten« Heine den Vorzug gaben. Was für Heines
Werk insgesamt gilt, trifft auch auf das Buch der Lieder zu: Es
wurde bewundert und verurteilt - nie aber hat es seine Leser
gleichgültig gelassen.
Dr. phil. Joseph Schnell, der Verfasser des Anhangs dieser Ausgabe,
unterrichtet an einem baden-württembergischen Gymnasium
Deutsch und Französisch. Er promovierte mit einer Arbeit über
Heines Lyrik und veröffentlichte in Fachzeitschriften Aufsätze zur
neueren deutschen Literatur.
Vissza