Fülszöveg
Hans Mayer wurde 1907 in Köln geboren, studierte Rechtswissenschaft und Philosophie, sollte später Rechtsanwalt werden, wandte sich jedoch zunächst der Musikkritik zu. Das Jahr 1933 zwang ihn, in die Schweiz zu emigrieren, wo er seine Arbeiten in der «Neuen Schweizer Rundschau» und in der von Thomas Mann gegründeten Zeitschrift «Maß und Wert» veröffentlichte. 1945 kehrte Mayer nach Deutschland zurück, war zunächst Chefredakteur des Rundfunks in Frankfurt und Dozent der Frankfurter Universität. Seit 1948 ist er Professor an der Leipziger Universität mit Lehrstuhl für die Geschichte der Nationalliteraturen.
Das kritische Werk Mayers besteht aus zwei umfangreichen Monographien — «Georg Büchner und seine Zeit» (1946) und «Thomas Mann, Werk und Entwicklung» (1950) — sowie zahlreichen Essays, die in mehreren Bänden, vor allem in den Sammlungen «Studien zur deutschen Literaturgeschichte» (1954) und «Deutsche Literatur und Weltliteratur» (1957) vorliegen. Erstaunlich und fast...
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Fülszöveg
Hans Mayer wurde 1907 in Köln geboren, studierte Rechtswissenschaft und Philosophie, sollte später Rechtsanwalt werden, wandte sich jedoch zunächst der Musikkritik zu. Das Jahr 1933 zwang ihn, in die Schweiz zu emigrieren, wo er seine Arbeiten in der «Neuen Schweizer Rundschau» und in der von Thomas Mann gegründeten Zeitschrift «Maß und Wert» veröffentlichte. 1945 kehrte Mayer nach Deutschland zurück, war zunächst Chefredakteur des Rundfunks in Frankfurt und Dozent der Frankfurter Universität. Seit 1948 ist er Professor an der Leipziger Universität mit Lehrstuhl für die Geschichte der Nationalliteraturen.
Das kritische Werk Mayers besteht aus zwei umfangreichen Monographien — «Georg Büchner und seine Zeit» (1946) und «Thomas Mann, Werk und Entwicklung» (1950) — sowie zahlreichen Essays, die in mehreren Bänden, vor allem in den Sammlungen «Studien zur deutschen Literaturgeschichte» (1954) und «Deutsche Literatur und Weltliteratur» (1957) vorliegen. Erstaunlich und fast beängstigend ist die thematische Mannigfaltigkeit seiner Arbeiten, in denen er sich sowohl mit französischen Dichtern, als auch mit englischen und slawischen befaßt. Im Mittelpunkt steht aber immer die deutsche Literatur - von Johann Gottfried Schnabel, den er der Vergessenheit entrissen hat, bis Brecht.
Fortsetzung auf der hinteren Umschlagklappe
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dersetzungen mit den Großen unseres Jahrhunderts stehen gesellschaftswissenschaftliche Aspekte. Wenn hin und wieder eine Überbeto- jf nung der Akzente, die nach soziologischen Kate- | gorien gesetzt werden, spürbar ist, so sollte man darin keinesfalls einen Einfluß der Kulturpolitik > der Zone erblicken (Exilarbeiten Mayers bewei-J sen es), sondern vor allem eine verständliche Reaktion auf jene Literaturgeschichte, die diese Aspekte gänzlich zu ignorieren beliebte. Wenn man Mayer sprechen hört, muß man daran denken, daß er eigentlich ausgezeichnet in . die literarische Welt der Weimarer Republik hineingepaßt hätte. Denn er ist — wie die besten Kritiker jener schon fast legendären Zeit — ein feinfühliger Analytiker und ein messerscharfer Polemiker, ein Mann der brillanten Formulierungen und der höchst einprägsamen Antithe- : sen, ein kunstverständiger Denker, der tiefsin-nige Anspielungen liebt, und gleichzeitig ein virtuoser Causeur, der sich bisweilen boshafte Seitenhiebe nicht versagen kann. Und er verfügt , über jene weit über die Literatur hinausreichen- -: de und heute so selten gewordene Allgemeinbil- ® ; dung, die für den guten Kritiker unerläßliche \ Voraussetzung ist.
DIE WELT, Hamburg am 20. Juni 1959
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