Fülszöveg
Das vielfältige Schaffen Gustav von Festenbergs, eines der bedeutendsten österreichischen Erzähler der Gegenwart, zeichnet die Gabe des Dichters aus, einen Bezirk des Lebens in seinen erscheinenden Bildern und verborgenen Bezügen zu fassen, sichtbar, greifbar zu machen. Wie sehr zu wünschen wäre, daß die literarische Öffentlichkeit besser begreift, was sie in dieser Hinsicht an Festenberg besitzt, hat Werner Bergengruen festgestellt, der bekannteste Repräsentant dieser Kunst.
Der Dichter selbst hat sein künstlerisches Anliegen, das Unsichtbare sichtbar, das Unhörbare hörbar zu machen, in die Worte gefaßt: „Für mich bedeutet Kunst nicht Schönheit, nicht Erhöhung, nicht Verklärung, sondern die Möglichkeit, der bekannten Welt einen Teil der unbekannten hinzuzufügen, die Grenzen zu überschreiten, in die unsere Sinne, unser Verstand uns einschließen, Schritt für Schritt von dem Land Zu erobern, das von den wenigen, die es kennen, fast ausnahmslos für uneinnehmbar gehalten wird."
„Ein...
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Fülszöveg
Das vielfältige Schaffen Gustav von Festenbergs, eines der bedeutendsten österreichischen Erzähler der Gegenwart, zeichnet die Gabe des Dichters aus, einen Bezirk des Lebens in seinen erscheinenden Bildern und verborgenen Bezügen zu fassen, sichtbar, greifbar zu machen. Wie sehr zu wünschen wäre, daß die literarische Öffentlichkeit besser begreift, was sie in dieser Hinsicht an Festenberg besitzt, hat Werner Bergengruen festgestellt, der bekannteste Repräsentant dieser Kunst.
Der Dichter selbst hat sein künstlerisches Anliegen, das Unsichtbare sichtbar, das Unhörbare hörbar zu machen, in die Worte gefaßt: „Für mich bedeutet Kunst nicht Schönheit, nicht Erhöhung, nicht Verklärung, sondern die Möglichkeit, der bekannten Welt einen Teil der unbekannten hinzuzufügen, die Grenzen zu überschreiten, in die unsere Sinne, unser Verstand uns einschließen, Schritt für Schritt von dem Land Zu erobern, das von den wenigen, die es kennen, fast ausnahmslos für uneinnehmbar gehalten wird."
„Ein Tag wie alle" erzählt die Geschichte von Franz Taxenbach, einem Beamten einer kleinen oberösterreichischen Bezirkshauptmannschaft. Der Tag, der vor ihm liegt, wird mit aller Genauigkeit bis in die kleinsten Falten und Fältchen gezeichnet, mit aller Intimität des Selbsterlebten. Von außen betrachtet scheint es ein Tag
wie alle zu sein — ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag. In Wahrheit aber hebt er sich wie eine winzige Insel aus dem Ozean des Unbewußten, erfüllt von Spannung zwischen Realem und Irrealem. Steinchen um Steinchen fügt der Dichter in das bunte Mosaik dieses Alltags. Vielfältig sind die Typen der kleinen Bürger, Handwerker, Bauern und Amtspersonen, die ihn beleben, scharf konturiert und mit gütigem Humor gezeichnet. Die Schilderung des äußeren Wirkungskreises des Helden und seines mit sublimsten Mitteln gestalteten Seelenlebens wird zum Gleichnis des Kleinen für das Große. Alltägliches Geschehen wird Dichtung.
Vissza