Fülszöveg
Vielfältig in der Bildauswahl und einprägsam im kommentierenden Text, schließt dieser Band, der die literaturgeschichtliche Entwicklung vom Vormärz bis in die Gegenwart verfolgt, unmittelbar an die Darstellung des ersten Bandes an. Wiederum waren die Verfasser bestrebt, den literarischen Prozeß im Erscheinungsbild von Strömungen und Gruppierungen wie im Schaffen einzelner Schriftsteller anschaulich werden zu lassen und die mannigfachen Verflechtungen des literarischen Lebens mit den politischen und ökonomischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Traditionen und Tendenzen der Zeit sichtbar zu machen. So entrollt sich vor dem Betrachter dieser Seiten das Panorama geschichtlichen Werdens und Vergehens, historischer Kämpfe und Auseinandersetzungen, in denen Literatur als Verteidiger, Träger und Vermittler humanistischer Ideen immer wieder zum Wortführer gesellschaftlichen Fortschritts wurde.
Rund 150 Jahre literarischer Entwicklung rücken nacheinander ins Blickfeld: Von der...
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Fülszöveg
Vielfältig in der Bildauswahl und einprägsam im kommentierenden Text, schließt dieser Band, der die literaturgeschichtliche Entwicklung vom Vormärz bis in die Gegenwart verfolgt, unmittelbar an die Darstellung des ersten Bandes an. Wiederum waren die Verfasser bestrebt, den literarischen Prozeß im Erscheinungsbild von Strömungen und Gruppierungen wie im Schaffen einzelner Schriftsteller anschaulich werden zu lassen und die mannigfachen Verflechtungen des literarischen Lebens mit den politischen und ökonomischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Traditionen und Tendenzen der Zeit sichtbar zu machen. So entrollt sich vor dem Betrachter dieser Seiten das Panorama geschichtlichen Werdens und Vergehens, historischer Kämpfe und Auseinandersetzungen, in denen Literatur als Verteidiger, Träger und Vermittler humanistischer Ideen immer wieder zum Wortführer gesellschaftlichen Fortschritts wurde.
Rund 150 Jahre literarischer Entwicklung rücken nacheinander ins Blickfeld: Von der revolutionär-demokratischen Bewegung des „Vormärz", die in Heinrich Heine und Georg Büchner ihre glanzvollsten Repräsentanten fand, über Gottfried Keller und Theodor Storm, Wilhelm Raabe und Theodor Fontane, die in der von politischer Resignation geprägten Nachmärz-Ära die Traditionen realistischer Kunst bewahrten und weiterführten, spannt sich der Bogen zur literarischen Rebellion des Naturalismus, die von den genialen Schöpfungen Gerhart Hauptmanns überragt wird, und zu den frühen Werken sozialistischer Schriftsteller, mit denen sich die im Kampf erstarkte Arbeiterklasse nachdrücklich zu Wort meldete. Das heterogene, in allen Farben der Dekadenz schillernde Bild antirealistischer literarischer Modeströmungen um die Jahrhundertwende offenbart die das humanistische Menschenbild wie die Kunst zerstörenden Auswirkungen der imperialistischen Gesell-
schaftsordnung. Und nun öffnet sich die Szene für die bis in die Gegenwart hineinführenden Kämpfe gegen dieses menschenfeindliche System, zu denen auch die fortschrittliche Literatur in den verschiedensten Etappen angetreten ist: Verharrte das leidenschaftliche Aufbegehren der Expressionisten vor dem ersten Weltkrieg noch in abstrakt-idealistischem Pathos, so sehen wir vor dem Hintergrund der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, in denen neue Massenmedien, Film und Jazz, Sport und Sex zu großer Wirkung kommen, die großen bürgerlichen Humanisten der Epoche, vor allem Arnold Zweig, Thomas und Heinrich Mann, in realistischen Meisterwerken um die kritische Durchleuchtung ihres Zeitalters ringen, während gleichzeitig die proletarischrevolutionäre Literatur - beflügelt durch Lenins welthistorischen Anruf des Jahres siebzehn - direkt in die heftigen Klassenschlachten eingreift. Im antifaschistischen Widerstandskampf zur führenden literarischen Kraft herangereift, bilden die sozialistischen Schriftsteller im Bunde mit den antifaschistischen bürgerlichen Humanisten den Kern einer neuen, sozialistischen Nationalliteratur, die sich nach der Zerschlagung des „Tausendjährigen Reiches" reich und vielgestaltig in der Deutschen Demokratischen Republik vor unseren Augen entfaltet. Die kämpferische Tradition Johannes R. Bechers und Bertolt Brechts, Erich Weinerts und Friedrich Wolfs, Anna Seghers'und Willi Bredels wirkt fort im Schaffen zahlreicher junger Autoren, die in Vers und Prosa, auf der Bühne und im Funk dem sozialistischen Lebensgefühl des von der Ausbeutung befreiten Volkes Ausdruck verleihen.
Vissza