Fülszöveg
Die Französische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts ist eine geschichtliche Tatsache von welthistorischer Bedeutung. Daran zweifelt kein Historiker, und niemand, der jene Epoche charakterisiert, kann diese Tatsache umgehen. Freilich können Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten über eine Reihe von grundsätzlichen Problemen bei der Darstellung dieser historischen Tatsache entstehen: hinsichtlich des Datums des Ereignisses, mit dem man die Französische Revolution beginnen läßt, anläßlich der Frage, ob es sich um eine oder mehrere Revolutionen handelt, welcher Art diese Revolution oder diese Revolutionen waren, und wann man das Ende der Revolution anzusetzen hat.
Jeder Historiker von Rang, der eine eigene Sicht der Geschichte besitzt, sieht jedoch dieses Ereignis auf seine Art, zeigt und erklärt es auf seine Weise. So birgt die einmütig akzeptierte These, daß die Französische Revolution tatsächlich stattgefunden hat und ein welthistorisches Ereignis war, eine Divergenz...
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Fülszöveg
Die Französische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts ist eine geschichtliche Tatsache von welthistorischer Bedeutung. Daran zweifelt kein Historiker, und niemand, der jene Epoche charakterisiert, kann diese Tatsache umgehen. Freilich können Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten über eine Reihe von grundsätzlichen Problemen bei der Darstellung dieser historischen Tatsache entstehen: hinsichtlich des Datums des Ereignisses, mit dem man die Französische Revolution beginnen läßt, anläßlich der Frage, ob es sich um eine oder mehrere Revolutionen handelt, welcher Art diese Revolution oder diese Revolutionen waren, und wann man das Ende der Revolution anzusetzen hat.
Jeder Historiker von Rang, der eine eigene Sicht der Geschichte besitzt, sieht jedoch dieses Ereignis auf seine Art, zeigt und erklärt es auf seine Weise. So birgt die einmütig akzeptierte These, daß die Französische Revolution tatsächlich stattgefunden hat und ein welthistorisches Ereignis war, eine Divergenz von Anschauungen, die sich nicht nur auf die Erklärung und Interpretation der historischen Fakten bezieht, sondern auch auf deren Beschreibung, Auswahl und sogar die Artikulation des historischen Prozesses, das heißt: auf die Aussonderung derjenigen Begebenheiten, die als partielle Fakten zum historischen Gesamtbild der großen Tatsache der Französischen Revolution beigetragen haben.
Die Historiker unterscheiden sich also durch ihre Sicht des historischen Prozesses, und im Endergebnis finden wir viele, manchmal sogar widersprüchliche Darstellungen ein und desselben Faktums. Warum? Der Antwort auf diese Frage ist Adam Schaffs Werk gewidmet.
Um die Analyse nicht allzu verwirrend zu gestalten, berücksichtigt Adam Schaff ausschließlich Arbeiten französischer Autoren und vermeidet dadurch die Einführung eines zusätzlichen, die Haltung der Historiker differenzierenden Moments.
Adam Schaff,
1913 geboren. Studierte Recht in Lemberg und absolvierte die Ecole des Sciences Politiques et Economiques in Paris. 1945 Doktor der Philosophie am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften in Moskau. Nach dem Krieg Lehrstuhl für Philosophie in Lodz. Seit 1948 in Warschau. 1951 Direktor des Instituts für Philosophie und Soziologie an dieser Akademie. Von 1932 an in der polnischen Arbeiterbewegung aktiv, wissenschaftlich-publizistische Tätigkeit, derzeit Lehraufträge im Ausland.
Veröffentlichungen: Einführung in die Theorie des Marxismus / Zur Frage der marxistischen Theorie der Wahrheit / Der objektive Charakter der Gesetze der Geschichte / Mo.rx oder Sartre? / Sprache und Erkenntnis / Essays über die Philosophie der Sprache / Einführung in die Semantik / Marxismus und das menschliche Individuum.
Vissza