Előszó
VORWORT
Georg Büchmann wurde 1822 in Berlin geboren und studierte von 1841 an klassische Philologie In Berlin, Warschau und Erlangen. Über Paris, wo er längere Zeit unterrlditete, kam er 1848 endgültig nach Berlin, um dort mehrere Jahrzehnte als Lehrer und Wissenschaftler zu arbeiten. Er besaß hervorragende geistige Fähigkelten, eine universale Bildung, beherrschte ein Dutzend tote und lebende Spradien und beschäftigte sich schon frühzeitig mit der Sammlung und kritischen Untersuchung von Zitaten und ihren Quellen. In einem Vortrag Im Jahre 1864 benutzte er zum ersten Male den Ausdruck «Geflügelte Worte». Noch Im gleldien Jahre ersdiienen diese Ausführungen in Buchform, und seither Ist die Bezeichnung selbst zum geflügelten Wort geworden. Büchmanns Verdienst war vor allem die genaue und sorgfältige Erforschung der Herkunft und ersten Anwendung eines Zitats. Mit unermüdlldiem Fleiß und unterstützt von zahlreichen freiwilligen Mitarbeitern stellte er die ersten Urheber und den literarischen Ursprung fest.
In freundschaflllchen Beziehungen zu Georg Büchmann stand besonders Walter Robert-tornow, Bibliothekar des Königlichen Hauses In Berlin, den Büchmann kurz vor seinem Tode im Jahre 1884 mit der pfleglichen Weiterbetreuung seines Werkes beauftragte. Das Buch wurde seither ständig erweitert, und besonders Friedrich und Alfred Streißler bemühten sich mit großem Erfolg um den Ausbau.
Eine neue Ausgabe der «Geflügelten Worte» stellt ganz andere Aufgaben als noch unsere vor zehn Jahren zum letzten Male aufgelegte - ganz zu schwelgen von jener ersten, die vor 99 Jahren das deutsche Publikum erfreute. Geändert hat sich das Pubhkum: es ist nicht mehr so bildungsstolz wie das des XIX. Jahrhunderts, aber dafür besitzt es eine viel breiter verteilte Bildung, und überdies bildet es Gruppen, von deren jeweiliger Sonderbildung schon die Nachbarschaft nichts mehr ahnt: Kenntnisse vom Kunstmarkt und vom neuen Stand der Ontologie schließen einander nahezu aus - aus Zeltgründen. Ebenso geändert hat sich aber auch das
vorwort
Wesen der geflügelten "Worte: es ist gar kein Zweifel, daß Goethe und Sdiiller sie ebenso angeliefert haben wie vor ihnen sdion Luther und nach ihnen Wilhelm Busch und Christian Morgenstern; aber wenn neben denen die Konkurrenz der Kleinen - der Sebastian Franck, August v. Kotzebue und Viktor v. Scheffel - im Personenkreis noch sehr beschränkt war: heute ist sie schlechthin unabsehlich geworden, denn auf die systematisdie Produktion geflügelter Worte werden heute Werbetexter genauso wie Schlagerdichter und Schlagzeilenredakteure, Buch- und Filmtitelspezialisten angesetzt. Und man muß ihnen lassen, daß sie sich darauf verstehen. Zu Hunderten sitzen uns ihre Slogans im Ohr. Aber es hat keinen Zweck, ihre Autoren kennenzulernen-es sind gar nidit die berühmten Namen. Nur ein Beispiel: der Titel des Stückes «Wir sind noch einmal davongekommen» stammt nicht von seinem Verfasser, Thornton Wilder; der hat nur den für uns farblosen amerikanlsdien Titel «Skin of our Teeth» (Die Haut unserer Zähne) erdadit, aber ein namenlos gebliebener deutscher Verlagslektor hatte jene erfolgreiche Eingebung, die ihn sowenig berühmt und namhaft madien kann wie andere Erfinder von Witzen, Werbesprüchen oder anderen Kurzblitzen des Geistes. Das echte geflügelte Wort erhebt sich aus eigener Kraft von dem Boden der Texte.
Aber well es nun heute so viele verschiedene und voneinander getrennte Sektoren der Bildung gibt, ist es auch unmöglich, allen geredit zu werden, denen eine Parole, ein vermelntlidies Zitat Im Kopfe umherschwirrt, und die vielleicht erwarten, hier fänden sie das Weltadreßbuch aller diarakteristischen Aussprüdie. Wie viele witzige Staatsmänner haben wir seit dem Kriege - wie unzählige erfolgreiche Bonmot-Erfinder unter den Wissenschaftlern, den Wirtschaftsführern, den Journalisten, von den Kabarettisten ganz zu schweigen. Dafür fehlen die Librettisten; vielleicht sind sie es, die heute die Reklameverse dichten? Deshalb haben wir uns für die neueste Zeit darauf beschränken müssen, nur Worte und Zitate aufzunehmen, an deren Verbreitung weit über enge Interessentenkreise gar kein Zweifel besteht; und auch von ihnen sind nur die genannt, von denen sich eine Quelle finden ließ. Wer ahnt denn, wer den «Großen Bahnhof» erfand, den «Persilschein» und manches andere geflügelte Wort? Darin wollen wir dem alten - in Berlin 1822 geborenen, 1884 gestorbenen - Büchmann treu bleiben: es kommt in diesem Buch auf die Herkunft und die erste Anwendung des Zitats an. Sdiwierig geworden Ist allerdings der zweite Teil dieses Programms. Denn es hat sich als notwendig erwiesen,
Vissza