Genrebilder in der Ungarischen Nationalgalerie

Fülszöveg

Verhältnismäßig spät, erst am Anfang des 19. Jahrhunderts, entwickelte sich in Ungarn eine nationale IVIale-rei. Die in der Heimat oder im Ausland studierten Künstler machten sich mit großem Eifer daran, die in der europäischen Malerei seit Jahrhunderten gängigen Kunstgattungen einzubürgern. Darunter auch die Genrebilder, die gerade zu dieser Biedermeierzeit in allen Ländern Mode waren. Der Bürger fand seine Freude daran, die kleineren oder größeren Ereignisse seines Lebens auf der Leinwand wiedergegeben zu finden, und er sah auch charakteristische Szenen und Figuren des Dorflebens gern an seiner Wand. So entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ungarische Genremalerei, sie schlug aber gleich zwei Richtungen ein: Die anekdotische, mild spöttische oder idyllische Richtung und die andere, auch von Mihály Munkácsy und Mihály Zichy vertretene, die ernste Inhalte in diese Gattung einführte. Sogar das bedeutendste Werk, das in der gesamten ungarischen Kunst einen... Tovább

Fülszöveg

Verhältnismäßig spät, erst am Anfang des 19. Jahrhunderts, entwickelte sich in Ungarn eine nationale IVIale-rei. Die in der Heimat oder im Ausland studierten Künstler machten sich mit großem Eifer daran, die in der europäischen Malerei seit Jahrhunderten gängigen Kunstgattungen einzubürgern. Darunter auch die Genrebilder, die gerade zu dieser Biedermeierzeit in allen Ländern Mode waren. Der Bürger fand seine Freude daran, die kleineren oder größeren Ereignisse seines Lebens auf der Leinwand wiedergegeben zu finden, und er sah auch charakteristische Szenen und Figuren des Dorflebens gern an seiner Wand. So entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ungarische Genremalerei, sie schlug aber gleich zwei Richtungen ein: Die anekdotische, mild spöttische oder idyllische Richtung und die andere, auch von Mihály Munkácsy und Mihály Zichy vertretene, die ernste Inhalte in diese Gattung einführte. Sogar das bedeutendste Werk, das in der gesamten ungarischen Kunst einen Wendepunkt bedeutete, „Das Frühstück im Freien" von Pál Szi-nyei Merse, entstand um diese Zeit (1873); man kann es thematisch mit gutem Recht zu den Genrebildern zählen. Die Entwicklung dieser Gattung im 20. Jahrhundert ist so vielschichtig wie die gärende Malerei dieser Epoche überhaupt. Hier sei nur an das in einer Traumwelt erschaute Lebensbild Lajos Gulácsys erinnert, dann an die sehr realistischen Bauernbilder von Adolf Fényes und János Tornyai. Eine Sonderklasse vertritt Gyula Derkovits, der seine Themen aus dem Leben des städtischen Proletariats schöpfte. Vissza