Gemäldegalerie Alte Meister

Előszó

Die Dresdner Gemaldcgalerie geliört zu den bedeutendsten, umfangreichsten und schönsten Bildersammlungen der Welt. Wcr einmal beim Durchschreiten der Ausstellungsráume in Gottfried Sempers Museumsbau am Zwingcr den vielfáltigen Gemáldereichtum an Italienern, Niederlándern, Deutschen, Spaniern und Franzosen hat auf sich wirken lassen, wird den Wunsch verspiiren, dem einen oder dem anderen Kunstwerk - und sei es in Reproduktionen - wiederzubegegnen. Die in der vorliegenden Mappe zusammcngestelltcn dreizehn Farbtafeln nach altén Meistern wollen dicsem Bedürfnis in begrenztem Umfang nachkommen. Die Schátze der Dresdner Galerie waren nicht von vornherein jedermann zugánglich. Von der im Jahre 1560 gegründeten Kunstkammer, der Keimzelle der Gemáldesammlung, bis zur fiirstlichen Galerie des Absolutismus und von dn weiter zum bürgerlichen Museum des neunzehnten Jahrhunderts war es ein langer Weg zunehmender gesellschaftlicher ErschlieBung. Heute gehören die Kunstschátze allén Menschen, und es ist verwirklicht, was der Maler Asmus Jákob Carstens ertráumte, als er 1795 in einem Brief eine Galerie forderte, «die für Jedermanns Zutritt offen steht: in dem dieses wohl der einzige Weg ist, bey einer Nation das Gefühl des Schönen für bildende Kunst und was damit verwandt seyn kann, zu erregen». Ein Gefühl für clas Schöne! - Hierin drückt sich kein unverbindlich weltfernes Ásthetentum aus, sondern die Überzeugung, daB jede wahre und groBe Kunst einen humanistischen Kern hat, der den Menschen erhebt, reinigt und seine besseren Kráfte zur Entfaltung bringt. Bestátigt wird diese Einsicht durch ÁuBerungen zahlreicher Menschen, die die Dresdner Gemáldegalerie im Laufe ihrer langen úrid wechselvollen Geschichte besuchten. Möge auch die vorliegende Reproduktionsmappe in diesem Sinne wirken. Tizian Bild11t.semer Dame in Weifí Tizian, eigentlich Tiziano Vecellio. Geboren 1477 oder spáter in Pieve di Cadore, gestorben 1576 in Vénedig. Bildnis einer Dame in WeiB. Leinwand, 102 cm X 86 cm, gcmalt um 1555, erworben 1746 aus der herzoglichen Galerie in Modena (Gal.-Nr. 170) Tizian, in dessen vielseitigem Schaffen der venezianische Kolorismus einen ersten Höhepunkt erreichte, gehört zu den gröBten Portrátisten aller Zeiten. Eine seiner glanzvollsten Schöpfungen auf diesem Gebiet ist das Dresdner Bild einer Dame in Weift. Die Frage nach dem Namen der Dargestellten verstummt vor soviel weiblicher Liebenswürdigkeit, die umschmeichelt wird von schimmernder Seide und kostbar glánzendem Schmuck. Der Farbklang ist sparsam und doch reich ganz auf Gold und helle Töne gestimmt. Künstler wie Peter Paul Rubens, van Dyck und andere wurden - wie Kopien ihrer Hand zeigen - vom Reiz gerade dieses Gemáldes auf besondere Weise angezogen. Titelbild Vissza