Fülszöveg
FRIEDRICH SCHILLER (1759-1805): „ un-
abhängig von dem, was um mich herum gemeint
und geliebkost wird, folge ich bloß dem Zwang
entweder meiner Natur oder meiner Vernunft,
und da ich nie Versuchung gefühlt habe, eine
Schule zu gründen oder Jünger um mich her zu
versammeln, so hat diese Verfahrungsart keine
Überwindung gekostet. . . und wenn ich nicht
gleichgültig sein kann, ob mich ein großes oder
kleines Publikum kauft, so habe ich mich wenig-
stens auf dem einzigen Wege darum beworben,
der meiner Individualität und meinem Charakter
entspricht — nicht dadurch, daß ich mir durch
Anschmiegung an den Geist der Zeit das Publi-
kum zu gewinnen sondern dadurch, daß ich es
durch die lebhafte und kühne Aufstellung mei-
ner Vorstellungsart zu überraschen und zu er-
schüttern suchte. Daß ein Schriftsteller, weicher
diesen Weg geht, nicht der Liebling seines Publi-
kum s werden kann, liegt in der Natur der Sache,
denn man liebt nur, was einen in Freiheit setzt,
nicht...
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Fülszöveg
FRIEDRICH SCHILLER (1759-1805): „ un-
abhängig von dem, was um mich herum gemeint
und geliebkost wird, folge ich bloß dem Zwang
entweder meiner Natur oder meiner Vernunft,
und da ich nie Versuchung gefühlt habe, eine
Schule zu gründen oder Jünger um mich her zu
versammeln, so hat diese Verfahrungsart keine
Überwindung gekostet. . . und wenn ich nicht
gleichgültig sein kann, ob mich ein großes oder
kleines Publikum kauft, so habe ich mich wenig-
stens auf dem einzigen Wege darum beworben,
der meiner Individualität und meinem Charakter
entspricht — nicht dadurch, daß ich mir durch
Anschmiegung an den Geist der Zeit das Publi-
kum zu gewinnen sondern dadurch, daß ich es
durch die lebhafte und kühne Aufstellung mei-
ner Vorstellungsart zu überraschen und zu er-
schüttern suchte. Daß ein Schriftsteller, weicher
diesen Weg geht, nicht der Liebling seines Publi-
kum s werden kann, liegt in der Natur der Sache,
denn man liebt nur, was einen in Freiheit setzt,
nicht was einen anspannt; aber er erhält dafür
die Genugtuung, daß er von der Armseligkeit
gehaßt, von der Eitelkeit beneidet, von Gemütern,
die eines Schwunges fähig sind, mit Begeiste-
rung ergriffen und von knechtischen Seelen mit
Furcht und Zittern angebetet wird."
(An Fichte, 4. August 1795)
Vissza