Fülszöveg
Existiert Gott? Und darin eingeschlossen: Wer ist Gott? Das neue Buch des Tübinger Theologen Hans Küng will auf beide Fragen eine Antwort geben und diese Antwort begründen. Es will das Fragezeichen ernst nehmen und dabei nicht stehenbleiben. Ja zu Gott? Für viele Gläubige längst nicht mehr selbstverständlich. Nein zu Gott? Für viele Gläubige ebenfalls nicht. Ja oder nein? Viele sind ratlos zwischen Glauben und Unglauben, unentschieden, skeptisch. Sie zweifeln an ihrem Glauben, zweifeln aber auch an ihren Zweifeln. Doch es bleibt die Sehnsucht nach Gewißheit. Gewißheit? Ob Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, ob Christen oder Juden, Gottgläubige oder Atheisten - quer durch alte Konfessionen und neue Ideologien geht heute die Diskussion.
Man kann sich doch wirklich fragen: Ist das Christentum nicht am Ende? Ist es nicht aus mit dem Gottesglauben? Hat Religion noch Zukunft? Gibt es nicht Moral auch ohne Religion? Genügt nicht die Wissenschaft? Hat sich die Religion nicht aus der...
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Fülszöveg
Existiert Gott? Und darin eingeschlossen: Wer ist Gott? Das neue Buch des Tübinger Theologen Hans Küng will auf beide Fragen eine Antwort geben und diese Antwort begründen. Es will das Fragezeichen ernst nehmen und dabei nicht stehenbleiben. Ja zu Gott? Für viele Gläubige längst nicht mehr selbstverständlich. Nein zu Gott? Für viele Gläubige ebenfalls nicht. Ja oder nein? Viele sind ratlos zwischen Glauben und Unglauben, unentschieden, skeptisch. Sie zweifeln an ihrem Glauben, zweifeln aber auch an ihren Zweifeln. Doch es bleibt die Sehnsucht nach Gewißheit. Gewißheit? Ob Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, ob Christen oder Juden, Gottgläubige oder Atheisten - quer durch alte Konfessionen und neue Ideologien geht heute die Diskussion.
Man kann sich doch wirklich fragen: Ist das Christentum nicht am Ende? Ist es nicht aus mit dem Gottesglauben? Hat Religion noch Zukunft? Gibt es nicht Moral auch ohne Religion? Genügt nicht die Wissenschaft? Hat sich die Religion nicht aus der Magie entwickelt? Verliert sie sich nicht wieder mit dem Prozeß der Evolution? Ist Gott nicht von Anfang an eine Projektion des Menschen (Feuerbach), Opium des Volkes (Marx), Ressentiment der Zu-kurz-Ge-kommenen (Nietzsche), Illusion der Infantil-Gebliebenen (Freud)? Ist der Atheismus nicht bewiesen und der Nihilismus unwiderlegbar? Haben nicht auch die Theologen die Gottesbeweise schließlich aufgegeben? Oder soll man gar ohne Gründe glauben müssen? Gibt es keine Basis für Gewißheit?
Um auf die schwierige, aber auch faszinierende Problematik eine begründete Antwort zu finden, mußte Hans Küng bis zum Beginn der Neuzeit
zurückgehen. Doch nicht lediglich Philosophie-und Ideengeschichte will er schreiben; von konkreten Menschen aus Fleisch und Blut berichtet er, von ihren Zweifeln, Kämpfen und Leiden, ihrem Glauben und Unglauben, mit all den Fragen, die auch uns heute noch bewegen. Es ist erstaunlich: Wer hat mit der Gottesfrage nicht alles gerungen, von Descartes, Pascal und Spinoza über Kant und Hegel bis zum Vatikanum I und Karl Barth, zu William James, Teilhard de Char-din, Whitehead, Heidegger und Bloch. Augustin und Thomas von Aquin spielen in diese Geschichte ebenso hinein wie die Reformatoren, Jansenismus und Aufklärung, wie dann Comte und Schopenhauer, Darwin und Strauß, wie Positivismus und Existentialismus und schließlich die Sprachphilosophie Carnaps und Wittgensteins, die Kritische Theorie von Adorno und Horkheimer und der Kritische Rationalismus Poppers und Alberts.
Existiert Gott? Hans Küng spielt mit offenen Karten. Seine Antwort wird heißen: Ja, Gott existiert. Und man kann auch als Mensch des 20. Jahrhunderts durchaus vernünftig an Gott, ja an den christlichen Gott glauben. Und vielleicht heute wieder leichter als vor einigen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten: Man braucht heute nicht mehr gegen Gott zu sein, weil man für Geozentrik und Evolution, für Demokratie und Wissenschaft, für Liberalität oder Sozialismus ist. Nein, man kann geradezu für wahre Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, für Humanität, soziale Gerechtigkeit und wissenschaftlichen Fortschritt sein, weil man an Gott glaubt. In diesem Sinne ergänzen sich die Bücher »Christ sein« und »Existiert Gott?« und gehen nahtlos ineinander über.
Vissza