Fülszöveg
Aufierlich hat es sich nicht ver-ándert, das Hotel Sacher. Die Fas-sade vis-á-vis der Oper, der but-terweiche Tafelspitz und die welt-berühmte Sachertorte, erfunden von dem jungen Franz Sacher, Kocheleve bei Fürst Metternich, der Sinn für Tradition, grofíe Na-men — das alles findet sich hier wie eh und je. Audi das Tischtuch der Anna Sacher mit den Unter-schriften, die einer Epoche Glanz verliehen, in der Mitte die des Kaisers Franz Joseph, wurde durch alle Stürme des Zweiten Weltkriegs und der alliierten Be-satzung herübergerettet. Und doch ist vieles anders geworden.
Die berühmte Hotelierfamilie Sacher hat das Haus an der Kárntner Strafíe an einen Rechtsanwalt ver-kaufen müssen, betreibt aber ihr Hotel Sacher im Badener Hele-nental. Um Mitternacht werden die Gáste gebeten, aus dem mar-morgetáfelten Restaurant, in dem „man" immer schon nach dem Opernball speiste, in die Hotel-halle zu übersiedeln. Die glitzern-den Uniformén der k. u. k. Armee wichen den elegant geschnittenen...
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Aufierlich hat es sich nicht ver-ándert, das Hotel Sacher. Die Fas-sade vis-á-vis der Oper, der but-terweiche Tafelspitz und die welt-berühmte Sachertorte, erfunden von dem jungen Franz Sacher, Kocheleve bei Fürst Metternich, der Sinn für Tradition, grofíe Na-men — das alles findet sich hier wie eh und je. Audi das Tischtuch der Anna Sacher mit den Unter-schriften, die einer Epoche Glanz verliehen, in der Mitte die des Kaisers Franz Joseph, wurde durch alle Stürme des Zweiten Weltkriegs und der alliierten Be-satzung herübergerettet. Und doch ist vieles anders geworden.
Die berühmte Hotelierfamilie Sacher hat das Haus an der Kárntner Strafíe an einen Rechtsanwalt ver-kaufen müssen, betreibt aber ihr Hotel Sacher im Badener Hele-nental. Um Mitternacht werden die Gáste gebeten, aus dem mar-morgetáfelten Restaurant, in dem „man" immer schon nach dem Opernball speiste, in die Hotel-halle zu übersiedeln. Die glitzern-den Uniformén der k. u. k. Armee wichen den elegant geschnittenen Mafíanzügen der Wirtschaftskapi-táne, und die Ballettmádchen in den Séparées den Stars von Bühne und Fernsehen. Weltgeschichte wird auch kaum mehr im Sacher zu Wien gemacht wie damals, als ein Gesprach zwischen Feldmar-schall Conrad von Hötzendorf mit dem Thronfolger Franz Ferdinánd indirekt den Ersten Welt-krieg auslöste und so das Schicksal Europas veránderte.
Dennoch ist das Hotel Sacher bis heute ein lebendiger Mittelpunkt Wiens geblieben.'Die Bundeskanz-ler der Republik gaben im Sacher
manchen Empfang, und die Trá-ger erlauchter Namen treffen sich hier wie einst. Auch die Ge-schichtchen, die sich Eingeweihte zuflüstern, sind nicht weniger ge-worden, seit der Bürgerliche Eduárd Sacher den Zorn Seíner Majestát erregte, weil er mit Kronprinz Rudolf, dem Prince of Wales und König Milán von Ser-bien im Práter beim Nacktbaden erwischt wurde.
Ernst Hagen, Autor, Journalist und Fernsehprásentator, erzáhlt von guten und schlechten Zeiten in der abwechslungsreichen Ge-schichte des Hotels und von Men-schen, die im Sacher wohnten, speisten, tranken, lachten, weinten und liebten. Augen- und Ohren-zeugenberichte, Erlebtes, Überlie-fertes, umfangreiches Archivmate-rial und bisher unveröffentlichte Erinnerungen der Familie Sacher standén Pate bei diesem bunten Stück Wiener Weltgeschichte, das ein ganzes Jahrhundert diskret serviert.
Vissza