Fülszöveg
Ernst Barlach im Atelier neben seiner Holzplastik »Mutter und Kind«.
1935. Fotografie von Berthold Kegebein
»Ich habe immer das Streben gehabt, meine Örtlichkeit mit der Figur,
dem Menschen in Einklang zu bringen. Es widersteht mir, hier eine Kon-
zession zu machen, ich bleibe ein simpler Fach- und Zunftmeister,
Zeichner, Bildhauer Was man Expressionismus nennt (ich habe mich
nie gefragt, ob ich in ihm Bürgerrecht habe oder haben möchte), ob es,
außer in der großen Kunst aller Zeiten, vielleicht im antiken Theater ge-
schaffen worden ist? Einerlei - unsere Zeit, Volk braucht das Groteske,
Spaßige, Humor, Lyrik und die gesamte Reihe aller leisen und lauten
Seelenzustände. Wir wollen alles hören und sehen, was im Menschen
ist; wenn das mit andern als naturalistischen Mitteln zu machen ist, so
frage ich nicht, wie sie heißen Wenn ich schreibe, so arbeite ich mit
dem Material Mensch, dem Kunstmittel, das an sich glaubhaft und selbst-
verständlich ist, in dem jeder...
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Fülszöveg
Ernst Barlach im Atelier neben seiner Holzplastik »Mutter und Kind«.
1935. Fotografie von Berthold Kegebein
»Ich habe immer das Streben gehabt, meine Örtlichkeit mit der Figur,
dem Menschen in Einklang zu bringen. Es widersteht mir, hier eine Kon-
zession zu machen, ich bleibe ein simpler Fach- und Zunftmeister,
Zeichner, Bildhauer Was man Expressionismus nennt (ich habe mich
nie gefragt, ob ich in ihm Bürgerrecht habe oder haben möchte), ob es,
außer in der großen Kunst aller Zeiten, vielleicht im antiken Theater ge-
schaffen worden ist? Einerlei - unsere Zeit, Volk braucht das Groteske,
Spaßige, Humor, Lyrik und die gesamte Reihe aller leisen und lauten
Seelenzustände. Wir wollen alles hören und sehen, was im Menschen
ist; wenn das mit andern als naturalistischen Mitteln zu machen ist, so
frage ich nicht, wie sie heißen Wenn ich schreibe, so arbeite ich mit
dem Material Mensch, dem Kunstmittel, das an sich glaubhaft und selbst-
verständlich ist, in dem jeder sich selbst schaut, das jeder selbst ist, also,
ich kann nicht umhin: mit dem natürlichen Menschen.«
Barlach, Brief vom 16. Oktober 1924 an Wolfgang Hoffmann-Harnisch
»Mein Name ist nicht gefeit, die Zeiten können sich wandeln, es kann ein
Klang werden, in Mißliebigkeit getaucht und mit Schimpf verdunkelt.
Denken Sie, daß ich hier meinem Wesen nach in Untermenschentum
versunken angepöbelt bin , ich bin denen, die vielleicht morgen die
Herren im Lande sind, nun mal gründlich zuwider. Diese Leute legen's
auf Untergraben der Lebensnotdurft an. Ein bißchen anständiger Ruf ist
bald übertönt. Die Mäuler, die in die Trompeten stoßen, werden von
strammen Kehlen bedient.«
Barlach, Brief vom I.Januar 1931 an Alfred Heuer
Vissza