Fülszöveg
Daß das Unrecht der Vertreibung von fünf^^hn MHHonen Deutschen aus ihren angestamn.c^n h^imatgebieten nicht für politische Pressionen ausgenutzt, sondern umgemünzt wurde in eine Aufbauleistung, die ihresgleichen sucht, ist das historische Verdienst der deutschen Nachkriegspolitik.
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dem Zusammenbruch des Hitlerreiches im Zweiten Weltkrieg wurden rund 15 Millionen Deutsche aus ihren angestammten Wohnsitzen in Ostdeutschland und den anderen Ländern des heutigen Ostblocks vertrieben. Sie verloren dabei ihre Hei-imat, nahezu ihre gesamte Habe, ^'mehr als zwei Millionen auch ihr Leben, vorwiegend Frauen und Kinder. Wo immer vom Unrecht in der Geschichte die Rede ist, wird man dieses Vorgangs gedenken müssen. Aber auch Flucht und Vertreibung haben ihre Vorgeschichte, waren unmittelbare Folge des unsäglichen Leides, das ein verbrecherisches Regime im Namen Deutschlands über Europa brachte, mittelbar aber auch einer verhängnisvollen...
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Fülszöveg
Daß das Unrecht der Vertreibung von fünf^^hn MHHonen Deutschen aus ihren angestamn.c^n h^imatgebieten nicht für politische Pressionen ausgenutzt, sondern umgemünzt wurde in eine Aufbauleistung, die ihresgleichen sucht, ist das historische Verdienst der deutschen Nachkriegspolitik.
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dem Zusammenbruch des Hitlerreiches im Zweiten Weltkrieg wurden rund 15 Millionen Deutsche aus ihren angestammten Wohnsitzen in Ostdeutschland und den anderen Ländern des heutigen Ostblocks vertrieben. Sie verloren dabei ihre Hei-imat, nahezu ihre gesamte Habe, ^'mehr als zwei Millionen auch ihr Leben, vorwiegend Frauen und Kinder. Wo immer vom Unrecht in der Geschichte die Rede ist, wird man dieses Vorgangs gedenken müssen. Aber auch Flucht und Vertreibung haben ihre Vorgeschichte, waren unmittelbare Folge des unsäglichen Leides, das ein verbrecherisches Regime im Namen Deutschlands über Europa brachte, mittelbar aber auch einer verhängnisvollen ideologischen Entwicklung, die radikale Nationalismen unversöhnlich aufeinanderprallen ließ.
Flucht und Vertreibung sind aber nur eine Seite des deutschen Vertriebe-nenproblems - sicher die bekanntere. Kaum weniger problematisch waren Aufnahme und Versorgung so vieler Menschen in einem Restdeutschland, dessen Fläche um rund ein Viertel verkleinert, dessen Industrie durch den Krieg weitgehend zerstört, dessen Wirtschaft durch den kriegsbedingten Währungsverfall ruiniert war.
Daß diese Aufgabe bewältigt wurde, daß es gelang, den Vertriebenen nicht nur das Überleben zu ermöglichen, sondern sie innerhalb weniger Jahre vollständig in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland zu integrieren, zählt zu den großen Leistungen der Weltgeschichte. Ermög-
licht wurde diese Leistung durch Anpassungsbereitschaft, Fleiß und den unbedingten Willen, etwas zu schaffen, auf Seiten der Vertriebenen, durch Solidarität, Gemeinsinn und die Bereitschaft, den Neuankömmlingen eine neue Heimat zu bieten auf Seiten der bundesdeutschen Bevölkerung. Dieses beiderseitige Ja zum Miteinander hat das deutsche Wirtschaftswunder der fünfziger und sechziger Jahre erst ermöglicht. »Nicht Rache, nicht Vergeltung« -diese Worte aus der »Charta der Heimatvertriebenen« von 1950 bekunden die Bereitschaft der Vertriebenen, ungeachtet des erlittenen Unrechts die Hand zur Versöhnung zu reichen. Sie stehen auch für vierzig Jahre einer klugen und ausgewogenen Vertriebenenpolitik. Ihr ist es zu danken, daß das Vertriebenenpro-blem gelöst und nicht wie anderenorts für politische Pressionen mißbraucht wurde, und dies ist das historische Verdienst der deutschen Nachkriegspolitik.
Der Autor:
Ekkehard Kuhn wurde 1938 in Zodel westlich der Neiße geboren. 1959 verließ er die DDR und studierte in München Osteuropäische Geschichte, Slawistik und Zeitungswissenschaft. Seit 1970 Ist er als Redakteur für das ZDF tätig, heute als stellvertretender Leiter der Redaktion Zeitgeschichte. Ekkehard Kuhn Ist,Autor der erfolgreichen Fernsehsendungen »Das deutsche Nachkriegswunder. Leid und Leistung der Vertriebenen« und »Das deutsche Wirtschaftswunder. Aus Trümmern zu Rekorden«.
LANGEN MÜLLER
Vissza