Fülszöveg
Es muß eine schöne, friedliche, selbstsichere Welt gewesen sein, in der die Feuilletonisten — just im Juni 1914 — geradezu verzweifelt nach einigermaßen anregenden Themen für ihren Sonntagsleitartikel suchten, weil so gar nichts „los" war. Und einige Wochen später tobte bereits in Europa ein Krieg, der als Erster Weltkrieg in die Geschichte eingegangen ist.
Wie war das eigentlich möglich? War dieser Krieg, dessen Folgen heute noch nicht überwunden sind, das Werk einiger Hetzer oder war er schicksalhaft notwendig? Löste ihn das menschliche Versagen der Diplomaten und Staatsmänner oder die Automatik der Bündnissysteme aus? Wer hat „angefangen" und wer hat mitgeholfen? Hätte er sich doch vermeiden lassen?
Diese Fragen und damit eine Schilderung jener letzten Tage vor einem Krieg, in dem die traditionelle politische und soziale Ordnung Europas zusammenbrach, sollten unser Interesse wohl beanspruchen können, denn es ist nicht gleichgültig —
gerade für unsere Zeit —, auf welche Weise...
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Fülszöveg
Es muß eine schöne, friedliche, selbstsichere Welt gewesen sein, in der die Feuilletonisten — just im Juni 1914 — geradezu verzweifelt nach einigermaßen anregenden Themen für ihren Sonntagsleitartikel suchten, weil so gar nichts „los" war. Und einige Wochen später tobte bereits in Europa ein Krieg, der als Erster Weltkrieg in die Geschichte eingegangen ist.
Wie war das eigentlich möglich? War dieser Krieg, dessen Folgen heute noch nicht überwunden sind, das Werk einiger Hetzer oder war er schicksalhaft notwendig? Löste ihn das menschliche Versagen der Diplomaten und Staatsmänner oder die Automatik der Bündnissysteme aus? Wer hat „angefangen" und wer hat mitgeholfen? Hätte er sich doch vermeiden lassen?
Diese Fragen und damit eine Schilderung jener letzten Tage vor einem Krieg, in dem die traditionelle politische und soziale Ordnung Europas zusammenbrach, sollten unser Interesse wohl beanspruchen können, denn es ist nicht gleichgültig —
gerade für unsere Zeit —, auf welche Weise ein Krieg entstehen kann, der schließlich in der ganzen Welt geführt wird.
Der Autor zeichnet den Ablauf der Ereignisse zeitlupenartig, Tag für Tag, direkt aus den Quellen nach. Er vermittelt dadurch jene Spannung, die sich im Laufe weniger Wochen des Frühsommers 1914 mit tragischer Zwangsläufigkeit von selbst ergab. Die auslösenden und die retardierenden Momente wechseln erst langsam ab, um einander schließlich zu jagen. Und als Fürst Bülow im August 1914, also noch in den ersten Kriegstagen, den deutschen Reichskanzler fragte, wie denn dies alles gekommen sei, da mußte dieser verzweifelt gestehen: „Ja, wer das wüßte!"
Es ist ein spannungsreiches und folgenschweres Stück Weltgeschichte, das uns Singer miterleben läßt, und es macht deutlich, wie klein der Einfluß der Besonnenen wird, wenn die Mächtigen Angst vor dem haben, was geschehen könnte, wenn nicht sie kämpfen.
Vissza