Fülszöveg
THEODOR FONTANE (1819-1898), Apo-
thekerssohn aus Neuruppin, erwarb seinen frü-
hesten Ruhm als Sänger preußischer Heldenlie-
der. „Sein zweiter Ruhm war der des Verfassers
der ,Wanderungen durch die Mark Branden-
burg', worin die Lebensformen des märkischen
Adels ihre liebevollsten Betrachter fanden. Aber
der eigentliche Fontane, dessen Ruhm die Zeit
überdauert hat, ist der Erzähler, der — ein Uni-
kum der Weltliteratur — erst mit sechzig Jah-
ren auf den Plan trat, erst als Achtundsechzig-
jähriger sein erstes Meisterwerk (,Irrungen Wir-
rungen') gab, um dann noch ein volles Jahrzehnt
immer überlegener und kritischer seine Mittel zu
prüfen
,Effi Briest', ein erstaunliches Buch. Erstaunlich
nicht nur, weil hier ein Fünfundsiebzigjähriger
auf den Gipfel seiner Kunst gelangte, vielmehr
erstaunlich, weil dieses Werk der zartesten See-
lenkennerschaft, der intimsten erotischen Psy-
chologie, des feinsten erzählerischen Schmelzes
zugleich die männlichste...
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Fülszöveg
THEODOR FONTANE (1819-1898), Apo-
thekerssohn aus Neuruppin, erwarb seinen frü-
hesten Ruhm als Sänger preußischer Heldenlie-
der. „Sein zweiter Ruhm war der des Verfassers
der ,Wanderungen durch die Mark Branden-
burg', worin die Lebensformen des märkischen
Adels ihre liebevollsten Betrachter fanden. Aber
der eigentliche Fontane, dessen Ruhm die Zeit
überdauert hat, ist der Erzähler, der — ein Uni-
kum der Weltliteratur — erst mit sechzig Jah-
ren auf den Plan trat, erst als Achtundsechzig-
jähriger sein erstes Meisterwerk (,Irrungen Wir-
rungen') gab, um dann noch ein volles Jahrzehnt
immer überlegener und kritischer seine Mittel zu
prüfen
,Effi Briest', ein erstaunliches Buch. Erstaunlich
nicht nur, weil hier ein Fünfundsiebzigjähriger
auf den Gipfel seiner Kunst gelangte, vielmehr
erstaunlich, weil dieses Werk der zartesten See-
lenkennerschaft, der intimsten erotischen Psy-
chologie, des feinsten erzählerischen Schmelzes
zugleich die männlichste Abrechnung mit jener
preußischen Ordnungswelt ist, deren Helden-
gerassel Fontane einst besungen hat."
Paul Rilla (gekürzt)
Vissza